Dienstag, 2. August 2016

Ehe- und Berufsleben ohne Abgrenzung: Wie soll das gut gehen?


Ab dem 1. August arbeitet Gudrun Ghezzo voll und ganz als Consultant bei unserem Familienunternehmen Ghezzo GmbH. Sie hat ihren fixen und sicheren Job aufgegeben und widmet sich voll und ganz dem Familienunternehmen. Die Vorzeichen sind gut: Auftragsbuch ist voll und die neue Herausforderung macht Spaß. Doch familiäre Risikostreuung gibt es kaum und was, wenn mal was schief geht? Und wie geht es den MitarbeiterInnen mit so viel Familie. Darüber wollen wir uns in diesem Blogbeitrag Gedanken machen.

Alexander: Liebe Gudrun, Du arbeitest seit dem ersten August nun in unserem gemeinsamen Unternehmen. Davor hast Du mir in geschäftlichen Dingen zwar schon mit Rat und Tat zur Seite gestanden, hast Seminare entwickelt, moderiert usw. Aber ab nun bist Du voll und ganz Ghezzo GmbH. Was wird Dein künftiges Arbeitsgebiet sein?

Gudrun: Ich werde den Bereich Inhouse Trainings und Consulting der Ghezzo GmbH auf- und ausbauen. Das bezieht sich vor allem auf Themen wie Qualitäts- und Prozessmanagement im weitesten Sinne, Verbesserungsmanagement, Organisationsentwicklung und auch Coaching. Zusätzlich werde ich auch den offenen Seminarbereich mit Themen aus meiner Expertise erweitern – z.B. OE, Soft Skills, etc.

Alexander: Viele der ‚Neukunden‘ der Ghezzo GmbH sind eigentlich Kunden, die Du als Beraterin schon früher betreut hast. Was glaubst Du schätzen diese an Dir, dass sie nach Jahren wieder mit Dir zusammen arbeiten wollen?

Gudrun: Einige dieser Neukunden kenne ich schon seit Anbeginn meiner Zeit als Beraterin. Diese hat 2005 bei der Successfactory GmbH begonnen – nach Abschluss meines Chemiestudiums aus einer spontanen Idee heraus. In dieser Zeit haben wir viele Themengebiete und Kundenbeziehungen entwickelt und vertieft, haben durch dick und dünn super zusammengearbeitet und uns aufeinander in jeder Situation verlassen können. Auch heute noch wissen sowohl Successfactory als auch „meine“ damaligen Kunden meine Zuverlässigkeit und Kompetenz, meine 120%, meine Extra-Mile, meine Didaktik usw. zu schätzen. Und die Successfactory ist mir gottseidank nicht böse, dass ich unsere Zusammenarbeit  damals beendet habe, um zu Dir nach Wien zu kommen. So knüpfen wir heute genau dort an, wo wir 2010 unterbrochen haben.
Befriedigend bei meinem Job ist es etwas Sinnvolles zum Gelingen unterschiedlichster Vorhaben beitragen zu können.
Wir haben mittlerweile auch einige Neukunden gewinnen können. Da ist es das schier unerschöpfliche Netzwerk an SeminarteilnehmerInnen, Partnerunternehmen und so weiter, wo wir in Beratungsprojekten in die Tiefe gehen.
Das Ghezzo GmbH Team

Alexander: Ich muss sagen, da hast Du mich auch inspiriert, mein Wissen in Sachen Marketing, Eventmanagement, Moderation aber auch Führung usw. in offenen Seminaren anzubieten. Mittlerweile habe ich das sogar selbst bei Beratungsprojekten umgesetzt und das ist eine ganze neue Dimension, die Du in mein Berufsleben gebracht hast. Ohne Dich hätte ich das wahrscheinlich nie gemacht.
Zusammenarbeit in der Ehe – Viele können sich das gar nicht vorstellen. Hast Du ein bisschen Angst davor, dass uns das Berufliche jetzt noch mehr verfolgt?

Gudrun: Nein, Alexander, ich freu' mich darauf. Ich kenne mich, ich tendiere sicher zum Arbeiten rund um die Uhr, was sich nicht lange aufrecht erhalten lässt. Du bist mir auch hier ein wertvoller Partner, weil Du mir rechtzeitig spiegelst, wenn es Zeit für Feierabend ist. Dafür würdest Du das ganze Jahr über arbeiten, und ich darf Dich ab und zu auch ans Urlaub machen erinnern.

Alexander: Worauf denkst Du müssen wir aufpassen in der Zusammenarbeit?

Gudrun: Zwischen uns beiden und unseren Mitarbeitern: Dass wir klar abgrenzen, in welchem Bereich Du entscheidest und in welchem ich. Wir verfolgen zwar dieselben Ziele, arbeiten in denselben Werten, aber im Detail ist unsere Arbeitsweise schon sehr unterschiedlich.
Für die Ghezzo GmbH: Dass wir die Synergien, die sich aus offenen Seminaren und Konferenzen für den Inhouse Bereich (und natürlich umgekehrt!) ergeben, auch bewusst gestalten und nützen.

Alexander: Noch sind unsere GF Meetings geprägt von guter Laune und positiver Energie, weil es auch der Ghezzo GmbH gut geht. Besteht die Gefahr, wenn es einmal nicht so gut läuft, dass unsere Beziehung gefährdet ist?

Gudrun: Ja sicher sind wir beide dann auch nicht vor einer Krise sicher, aber wir haben ja schon seit einigen Jahren keine getrennten Familienfinanzen mehr. Daher gab es das Krisenpotenzial auch schon davor. Aufpassen müssen wir beide sicher in stressigen oder düsteren Zeiten, aber wir sind uns dessen bewusst und können auch auf unser Glück ein Stück weit aufpassen.

Alexander: Momentan arbeiten wir dazu noch mit unserem Team in unserem Haus. Telefonieren im Garten, gemeinsam Essen kochen und nach getanem Tagwerk auch schon mal zusammen Tischtennis spielen und grillen – moderne Arbeitswelt also. Dafür kaum Trennung Privates/Berufliches?

Gudrun: Das brauch ich auch nicht. Ich habe ja auch nur dieses eine Leben, in das alle Erfahrungen hineinfließen. Ich handle privat und beruflich nicht besonders unterschiedlich – ehrlich gesagt, hab ich mir noch nie viel aus einer solchen Trennung gemacht! Ich mag die Vermischung, solange die Balance stimmt.

Alexander: Ralu, Du arbeitest schon seit 1 ½ Jahren bei uns. Wie geht es Dir denn damit mit 2 Eheleuten quasi in einem Haushalt zu arbeiten?

Ralu: Ich fühle mich meistens wie ein Teil der Familie, die ältere Tochter, der man auch manchmal Lebens-Ratschläge geben muss. Die Arbeit ist sehr viel mit Lachen, Spass und Selbstironie verbunden, was ich sehr schätze. Das führt auch dazu, dass ich jeden Tag mit Freude in die Arbeit komme, weil ich mir sicher sein kann, dass es lustig werden wird, egal wie viel Arbeit uns auch vorliegt. Die gute Laune, welche die „2 Eheleute“ ausstrahlen, ist quasi ansteckend und ich muss sagen, Ihr seid eine Inspiration für die Zukunft: sowohl was die Beziehung, aber auch was das Umgehen mit neuen Herausforderungen betrifft.  

Gudrun: Patrick, wie geht es Dir mit der Arbeit im Familienunternehmen, wo die Vermengung Privat-Beruf so eng ist? 
Aussicht beim Telefonieren
Patrick: Ich empfinde das Arbeitsklima als sehr angenehm, muss aber dazu sagen, dass ich in meiner ganzen beruflichen Laufbahn fast immer eine solch entspannte Atmosphäre vorgefunden habe und mir das auch sehr wichtig ist. Ein gutes Betriebsklima, kurze Wege, ein offener und kommunikativer Umgang untereinander tragen einfach zum kreativen Processing bei. Schöpferisches Potenzial wird vernetzt und ergibt somit eine kraftvolle Allianz. Das Ghezzo-Büro/Haus ist ein lebendiger Ort, der das Maximum – synergetisch und dynamisch - an besten Ideen hervorbringt und maximiert Potenziale zum Wohle unserer Kunden und Partner. Und sollte es mal zu laut sein, so schaffe ich mir schon die Ruhe oder gehe einfach in den Garten!





Montag, 25. Juli 2016

Gute Karten für die Hotellerie - wenn das Pferd von der richtigen Seite aufgezäumt wird

Der Nächtigungszuwachs in Wien ist höher als der Zuwachs im Angebot. Gute Nachrichten für die Hoteliers. Aber davon profitieren nur diejenigen, die sich mit starken USPs positionieren, sich bewusst mit dem Generationenthema auseinander setzen und ihre Hotels den Anforderungen ihrer Zielgruppe gemäß ausrichten. Emotionen sind der Schlüssel zum Herz der  Gäste, um den Druck auf die Zimmerrate zu entschärfen. Martina Maly-Gärtner ist Geschäftsführerin bei Michaeler & Partner und hat schon viele Hotelprojekte begleitet. Sie erlebt in vielen Hotelbetrieben den Generationenkonflikt, wenn junge Visionen und Lebenserfahrung auf einander stoßen. Im Interview teilt Maly-Gärtner ihre Markteinschätzung auf Trends und Entwicklungen und gibt Tipps, wo es leider keine Patentrezepte gibt.


Gibt es spannende Trends in Sachen Hotel und Hotelimmobilie, die Sie am Markt beobachten? Internationale Konzepte die auch in Österreich interessant wären?
Die Budgethotelerie hat in den letzten Jahren nicht nur Österreich aber auch ganz Westeuropa erobert. Einen nächsten starken Trend sehen wir im Bereich "Serviced Apartments". Viele internationale Betreiber wollen in der DACH Region (Deutschland, Schweiz, Österreich) Fuß fassen. Diese Entwicklung kommt stark mit dem Trend der Mobilisierung und der Veränderung der Arbeitswelt. Menschen arbeiten für verschiedenen lange Perioden an verschiedenen Plätzen, haben zwar Ihre Home Base im Heimatland, aber suchen auch unter der Woche ein familiäres Umfeld, in dem sie sich wie "zu Hause" bewegen können.

Um den Hauptbahnhof in Wien entstehen viele Hotelprojekte und einige gibt es ja schon. Ist diese Konzentration nicht schon etwas zu groß?
Der Standort ist direkt neben dem Hauptbahnhof und in diesem Stadtentwicklungsgebiet eine A Lage. Ich glaube eher, dass Projekte bzw. Hotels, die in einer nicht so präferierten Lage sind, einen Nachteil verspüren werden. Weiters hat man es geschafft, einen sehr guten Mix an Produkten zu entwickeln. Gesamtheitlich gesehen: Derzeit übersteigt der Nächtigungszuwachs in Wien noch den Angebotszuwachs. Sofern der Nächtigungszuwachs anhält, der leider derzeit vor allem jetzt im Sommer durch die Terror und Flüchtlingssituation etwas eingetrübt ist, anhält, wird es Aufgrund des Rücklaufs der Neuentwicklungen ab 2018 eine positive Auswirkung auf die Auslastungszahlen geben. Ein Druck auf die Zimmerrate wird auf jeden Fall bis dahin anhalten.

Die Besetzung von Nischen und die Entwicklung des eigenen Brands sind ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wie schafft man in einem Markt, wo es schon fast alles gibt, noch eine sinnvolle Differenzierung?
In der Privathotellerie muss man Erlebnisse und somit Emotionen verkaufen. Die Betriebsführung muss eine ganz klare Vision vorgeben, die auch vom Betrieb gelebt wird. Diese Vision gilt es gemeinsam zu definieren, damit jetztendlich alle in dieselbe Richtung schauen! Dabei sind natürlich wichtige Trends wie die Digitalisierung, Individualisierung, Gesundheit und Nachhaltigkeit zu beachten. Es sollten auch 2-3 USP's (Unique Selling Propositions) ausgearbeitet werden, die den Betrieb maßgeblich vom Mitbewerb unterscheiden. Ein Patentrezept für eine Positionierung gibt es nicht!

Thema Generationenwechsel: Wo sind hier die meisten Konfliktpotentiale?
Die junge Generation hat Visionen und würde gerne Neues umsetzen, die alte Generation kann aber schwer loslassen. Speziell im Bereich Mitarbeiterführung sowie im Marketing und Vertrieb in einer sehr digitalen Welt scheiden sich die Geister. Auch stehen oft wenig Reserven größere Investitionsstaus gegenüber. Das Betrifft vor allem Bereiche der Technik und Ausstattung. Wer soll hierfür das Risiko übernehmen?

Was sollten Hoteliers vor jedem Bauprojekt wissen und beachten, damit dabei alles gut geht?
Ganz klar die Produktpositionierung. Erst muss man wissen, "Wer will ich sein und was kann ich gut?" , "Was hebt mich vom Mitbewerb ab?" und "Was braucht der Markt/Standort". Danach wird der Flächenbedarf ermittelt und somit die Investitionskosten der zukünftigen Profitabilität gegenüber gestellt. Erst wenn hier eine gute Balance entsteht dem eine ausgewogene Finanzierung zugrunde gelegt werden kann, soll mit der Umsetzung gestartet werden. Oft wird das Pferd von hinten aufgezäumt und es wird ohne Grundlagen geplant und gebaut, dann ist es nur leider zu spät. Wichtig ist, dass jedem m² Fläche ein wirtschaftlicher Nutzen zugeführt wird!

Haben Sie Tipps für Hoteliers in Richtung Mitarbeiterführung und HR Strategie?
Die neue Generation tickt auf jeden Fall anders. Sie wollen wenig Hierarchien, selbst Entscheidungen treffen bzw. in Entscheidungsprozesse involviert werden und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Das klingt alles einfach in einer Zeit, in der man in der Ferienhotellerie extrem schwer lokale, gute Arbeitskräfte finden kann. Auch hier muss man sich vom Mitbewerb abheben und die guten für sich zu gewinnen. Gute Mitarbeiterunterkünfte sind fast schon ein MUSS. Ich denke aber auch, dass dem Arbeitsplatz im Tourismus generell wieder mehr Stellenwert gegeben werden muss, hier sind die öffentlichen Stellen gefragt.


Martina Maly-Gärtner treffen Sie persönlich bei der Konferenz Hotel Optimal am 18. Oktober 2016. Mehr Infos unter www.ghezzo.at






Montag, 18. Juli 2016

Das Arbeitszeitgesetz –passend für die moderne Arbeitswelt?


Seit zwei Jahren veranstalten wir regelmäßig Seminare zum Thema Arbeitszeit. Es stößt auf großes Interesse, weil moderne Arbeitsszenarien selten wirklich gut in den gesetzlichen Rahmen passen. Gerade Unternehmen im Dienstleistungsbereich haben es schwer, wenn es darum geht, allen Pflichten – von der Dokumentation und Aufzeichnungen bis hin zu den Ruhezeiten – zu entsprechen. Seit 1. Jänner 2015 ist eine Novelle des Arbeitszeitgesetzes in Kraft, die Themen wie Home Office usw. erleichtern. Aber gehen diese Veränderungen weit genug? Am Rande eines unsere Seminare haben wir Georg Tusek – Rechtsanwalt und langjähriger Ghezzo-Referent - dazu befragt.



Ist das Arbeitszeitgesetz in der aktuellen Fassung tauglich für die unternehmerische Realität?
Auch die jüngst erfolgte Ausdehnung der täglichen Arbeitszeit bei aktiver Reisezeit auf 12 Stunden und eine Erleichterung bei der Aufzeichnungspflicht entsprechen den  Anforderungen an das geänderte Arbeitsumfeld, das eine maximale Flexibilität erfordert, nur wenig.

Wo sind die größten Fallen und Schwierigkeiten für die Unternehmen?
Die größten Schwierigkeiten gibt es meist bei dem Höchstausmaß der täglichen Arbeitszeit bzw, auch bei den Ruhezeiten.

Welche Tipps hast Du für Unternehmen um möglichst viel Flexibilität zu schaffen?
Die Möglichkeit, eine Gleitzeitvereinbarung zu schließen, schafft meist ein größeres Maß an Flexibilisierung.

Wie wird sich das Arbeitszeitgesetz weiterentwickeln?
Es wird zu hinterfragen sein, warum im 3 Jahrtausend in einer Zeit, in der die Anforderungen insgesamt gestiegen sind aber auch das Thema  Freizeit an Bedeutung gewinnt,  ein Gesetz, das die Arbeitszeit regelt, überhaupt noch benötigt wird. Aber das ist keine rechtlich zu lösende Frage sondern, eine Frage, die die Sozialpartner zu lösen hätten.



Das nächste Arbeitszeit-Seminar findet am 11. Oktober in Wien statt. Infos unter www.ghezzo.at

Freitag, 15. Juli 2016

Speichertechnologie schafft Voraussetzungen für IoT Innovation? Expertengespräch mit Remo Rossi von NetApp

Speicher ist Commodity, möchte man meinen. In Zeiten der Digitalisierung könnte sich das ändern. Welche Auswirkungen hat die Flash-Speichertechnologie auf den Erfolg neuer Geschäftsmodelle? Was brauchen Unternehmen um auf Basis des Internet of Things effizienter zu arbeiten oder sogar neue Geschäftsmodelle zu entwickeln? Anlässlich unserer Kooperation beim 5. Swiss CIO SUMMIT haben wir mit Remo Rossi von NetApp darüber gesprochen welche Bedeutung Flash für Innovation ist und wie weit der Schweizer Markt fit für IoT ist.

Wie weit sind Schweizer Unternehmen tatsächlich beim Umsetzen von IoT und IoT Geschäftsmodellen?
Wenn man mit Schweizer CIO’s spricht, ist IoT weit oben auf deren Agenda. Von daher ja, Firmen versuchen ihre Prozesse mit IoT zu optimieren oder erschliessen für ihr Unternehmen neue Möglichkeiten und Services damit.

Welche Potenziale bietet IoT zukünftig?
Unternehmen stehen vor der Herausforderung ihre Produkte und Dienstleistungen den Marktanforderungen anzupassen. Auch etablierte Geschäftsmodelle müssen hinterfragt werden. Mithilfe neuester digitaler Technologien können komplett neue Geschäftsbereiche gestartet werden. Mit IoT können z.B. Herstellungs- und Logistikprozesse optimiert werden. So werden beispielsweise Einsätze mit dem Fahrzeugpark effizienter planbar. Andererseits können Qualitätssteigerungen durch frühzeitige Erkennung von Produktionsfehler, erreicht werden. Nicht zuletzt können basierend auf den Daten, die durch IoT überhaupt erst zur Verfügung stehen, neue Services geschaffen werden. So wird z.B. der Garage vom Autohersteller gemeldet, dass er ihr Fahrzeug zur Wartung aufbieten sollte.

Welche Herausforderungen kommen damit auf die interne IT zu? Wo gibt es Handlungsfelder?
Eine der Herausforderungen heisst „Datenmanagement“. Unternehmensdaten sind zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor geworden. Je besser ein Unternehmen den Mehrwert seiner Daten nutzt, desto besser gelingt es, sich durch einen herausragenden Kundenservice oder ein hoch individualisiertes Produkt vom Mitbewerb abzuheben. Alle wichtigen Entscheidungen die das Management trifft, basieren auf diesen Unternehmensdaten. Um die Anforderung zu erfüllen, ein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen und die Datensicherheit zu gewährleisten, ist ein organisationsweites Datenmanagement unerlässlich. Erst mit einem organisationsweiten Konzept für das Datenmanagement gelingt es, die Datenverfügbarkeit durch alle Etagen sicherzustellen. Dies wird aber nicht alleine durch die IT sichergestellt. Auch die Fachabteilungen müssen miteinbezogen werden, da betriebswirtschaftliche Prozesse und IT-Technologien zusammenkommen und –spielen müssen.

Zudem hat die IT immer mehr zusätzliche Systeme zu betreiben. Werden diese auf neuen Plattformen aufgebaut, ergeben sich für die IT Mehraufwände, die mit den stagnierenden Budgets schlecht vereinbar sind. Entsprechend sind universell einsetzbare und homogene Systeme wünschenswert und für den Erfolg der IT unerlässlich.
Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für den Erfolg von IoT Vorhaben?

-          Hohe Datenverfügbarkeit
-          Ein organisationsweites Datenmanagement in einer zentralen Wissendatenbank mit aktuellen Daten zur Analyse und Wahl des richtigen Use-Case für das Unternehmen
-          klar definierte Ziele und den zu erwartenden Nutzen für das Unternehmen
-          flexibel anpassbare und skallierbare IT Lösungen.

Möglicherweise möchte man zuerst im kleinen Stil ein proof-of-concept aufsetzen. Da bietet sich eine Cloudlösung an, die später ins lokale Datencenter verschoben werden kann.
Welche technologischen Trends sind in diesem Zusammenhang wichtig?

Aus Storagesicht gibt es hier sicherlich 2 Trends. Der eine ist der Preiszerfall von SSDs. Es ist mittlerweile am günstigsten und einfachsten auf eine reine SSD Lösung zu setzen. Das mühselige und ressourcenintensive Tiering entfällt komplett. Der andere sind Hybrid Cloud Lösungen, die bei Projekten mit unklaren Ausgang grosse Kosteneinsparungspotentiale mit sich bringen.
Wichtig sind leistungsfähige Serversysteme und Datenspeicher im Rechenzentrum, die rund um die Uhr verfügbar sind.
Damit die digitale Transformation gelingt, nutzen viele CIO’s bereits die schnelle Flash-Speicher-Technologie zur Optimierung der IT-Infrastruktur, um ihre Daten deutlich effizienter zu speichern und schneller verarbeiten zu können. Flash ersetzt im Rechenzentrum die energiefressenden und weniger leistungsfähigen Festplatten. Da Flashspeicher im Gegensatz zu Festplatten über keine beweglichen Teile verfügen – hier werden die Daten rein elektronisch auf Chips gespeichert – sinken die zum IT-Betrieb erforderlichen Kosten für Energie und Kühlung ganz erheblich. Mit Flash verringert sich der Stromverbrauch um bis zu 80% und den Lesezugriffen erfolgen bis zu 100x schneller.

Der Confare Swiss CIO AWARD wird am 22. September in Zürich im Rahmen des SWISS CIO SUMMIT verliehen. Anmeldung und Details auf www.ciosummit.ch
Einreichungen zum SWISS CIO AWARD sind bis zum 31. Juli möglich auf www.cioaward.ch

Donnerstag, 14. Juli 2016

Der österreichische Mittelstand darf die Digitalisierung nicht verschlafen – Expertengespräch: Was Mobility, Big Data und IoT für österreichische KMUs bedeutet.

Michael Sander ist als Geschäftsführer von proALPHA Software Austria federführend an zahlreichen Digitalisierungsinitiativen bei österreichischen Industrieunternehmen beteiligt. Im Bloginterview anlässlich des 9. Confare ERP Infotages über die Auswirkungen der Digitalisierung auf KMUs und die österreichische Industrie und wie Softwareanbieter vom Wandel betroffen sind.

Ist der industrielle Mittelstand vom Digitalisierungstrend betroffen?

Ja, auch der industrielle Mittelstand kann sich nicht vor den aktuellsten Trends verschließen. Themen wie Industrie 4.0, das Internet der Dinge, Mobility und Big Data sind längst Realität. Es ist wichtig für Unternehmen, stets informiert zu sein, ansonsten versäumt der Mittelstand den Anschluss! Nur wer weiß, wie eine zukunftsfähige Lösung aussehen könnte, trifft die richtige Entscheidung. Ein gutes Bespiel für die Umsetzung des Zukunftstrends Industrie 4.0 ist die Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH.  Das Unternehmen produziert Kupferlackdraht, hauptsächlich für Motoren- und Transformatorenhersteller. Aufgrund der hohen Produktionsgeschwindigkeit konnte nur 1% der produzierten Mengen durch Maschinenbediener geprüft werden. Heute steht der Fertigungsprozess – durch Vernetzung der Produktionsmaschinen mit dem ERP-System von proALPHA – unter permanenter Überwachung. Die ständige Analyse erlaubt es dem Unternehmen, bei Abweichungen sofort einzugreifen, was die Ausschussquote spürbar reduziert und dem Unternehmen eine deutlich höhere Wertschöpfung beschert.

Mit welchen Trends müssen sich Ihre Kunden befassen?

Wie schon angesprochen, ist im Moment Industrie 4.0 ein großes Thema. Dabei geht es um die Vernetzung von Produktion, Internet und IT-Systemen. In der smarten Fabrik kommunizieren die Maschinen miteinander. Das bringt viele Vorteile wie sinkende Produktionskosten und höhere Produktionsqualität. Natürlich gibt es initiale Hürden wie Investitionskosten und unzureichende Qualifikationen der Mitarbeiter, aber im Endeffekt ist eine Umstellung auf Industrie 4.0 auch für den Mittelstand leistbar und notwendig.
Ein weiterer technologischer Trend ist der Wunsch nach mobilen Anwendungen. Eine Verknüpfung der ERP-Systeme mit den mobilen Endgeräten ist auf jeden Falls sinnvoll, dennoch lassen sich maßgeschneiderte Prozesse nicht in einer Standard-App abbilden.
Inzwischen ist auch im Bewusstsein der meisten mittelständischen Unternehmen angekommen, wie hoch die Bedeutung hochwertiger Daten für den Unternehmenserfolg ist. Hier kann das ERP-System als informationstechnisches Rückgrat des Unternehmens hilfreich sein, die Datenqualität zu erhöhen. Gerade bei der Neueinführung einer ERP-Lösung bietet sich an, die Grundvoraussetzungen für Clean Data zu schaffen. Die letztlich überschaubaren Investitionen in eine hohe Datenqualität amortisieren sich im Handumdrehen.

Welche Anforderungen ergeben sich daraus an die Enterprise Software?

Alle diese Entwicklungen führen auch zu hohen Anforderungen an die ERP-Systeme. Einerseits ist die ERP-Software die Datendrehscheibe und das Haupttor für Smart Data. Andererseits muss die Integrationsfähigkeit inner- und überbetrieblicher Prozessketten gegeben sein. Die effiziente Prozesssteuerung durch das ERP-System erstreckt sich somit oft auch über Firmengrenzen hinweg. Insbesondere produzierende Unternehmen beziehen Waren und Dienstleistungen von Tochterfirmen und externen Unternehmen. Eine gute ERP-Software zeichnet sich durch die Integrationsfähigkeit mit anderen Anwendungen und Datenbanken im eigenen Unternehmen, sowie mit Systemen von Partnerfirmen und Kunden, aus.

Welche Entwicklungen bestimmen den ERP Markt? Welche Differenzierungsmöglichkeit haben Anbieter?

Die oben genannten Entwicklungen haben einen starken Einfluss auf die ERP-Systeme. Natürlich liegt es auch in der Hand der ERP-Hersteller ihre Innovationskraft zu zeigen. Wir von proALPHA sind in der Forschung aktiv und engagieren uns unter anderem im Software Cluster oder am deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI). Gemeinsam mit der Technologie-Initiative smartFactoryKL, einer herstellerunabhängigen Demonstrations- und Forschungsplattform, ist es unser Ziel, künftige Entwicklung von Industrie 4.0 mitzugestalten. Es geht also nicht nur darum, Trends zu erkennen, sondern die technologische Zukunft aktiv anzutreiben, um einen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Eine gute ERP-Software muss Themen wie Integration der Systeme, Clean Data und Mobility beherrschen. proALPHA bietet dieses breite Funktionsspektrum, mit dem sämtliche Prozesse entlang der Wertschöpfungskette gesteuert werden.

Der Confare ERP-Infotag ist jährlicher Treffpunkt für ERP Entscheider, mit zahlreichen aktuellen Umsetzungs- und Erfahrungsberichten. Die führenden Anbieter zeigen die Potenziale Ihrer Lösungen und Integratoren präsentieren ihre Branchenerfahrung. In Zusammenarbeit mit SAP bietet Confare im Rahmen der Veranstaltung ein Digital Business Assessment - Anmeldung und Details: www.erp-infotag.at

Dienstag, 12. Juli 2016

Be CIO – Das Motto des 10. Confare CIO SUMMIT und was es bedeutet

2017 ist das zehnte Jahr, in dem Confare in Zusammenarbeit mit EY die besten IT-Manager des Jahres mit dem #CIOAWARD auszeichnet. 10 Jahre in denen sich das Rollenbild des IT-Managers drastisch verändert hat.

Als Brückenbauer zwischen dem Machbaren und dem Möglichen ist der CIO gefragt Innovationen zu initiieren, möglich zu machen und umzusetzen. Die IT ist nämlich längst nicht mehr nur Business Enabler sondern für die meisten Unternehmen ein entscheidender Existenzfaktor.

Die hohe Bedeutung, die der IT zukommt, bringt viel Verantwortung mit sich. Die CIO Rolle muss aktiv wahrgenommen werden, denn die Fachabteilungen sind im intensiven Wettbewerb darauf angewiesen Technologie innovativ einzusetzen. Wenn die notwendige Unterstützung nicht von der internen IT kommt, dann wird der Bedarf über externe Dienstleister und Anbieter gestillt. IT-Budgets verlagern sich dann in die Fachabteilungen und der CIO bleibt bei strategischen Überlegungen außen vor.
CIO sein bedeutet den Erfolg des Unternehmens aktiv mitzutragen, strategische Entscheidungen und Veränderungen zu initiieren und umzusetzen.

Be CIO ist das Motto des 10. Confare CIO SUMMIT. Be CIO bedeutet, diese strategische Rolle engagiert, visionär und aktiv wahrzunehmen. Be CIO ist eine Aufforderung zu gestalten, zu verändern, nach Innen und Außen zu kommunizieren.

Der CIO darf nicht Verhinderer sein. Veränderung ist sein Tagesgeschäft. Ein Schlüsselwort ist dabei Authentizität. Be CIO heißt die Führungskultur im Unternehmen mitzuprägen und zu einem offenen und innovationsfreundlichen Klima beizutragen. Wer sich selbst beim Erfüllen seiner Aufgabe verleugnen muss, kann Mitarbeiter, Management und Anwender nicht bewegen.

Während Eigentümer, Geschäftsführer und Manager den Digitalen Wandel oft als Bedrohung sehen und groben Veränderungen skeptisch gegenüberstehen, kann der CIO Chancen und Potenziale aufzeigen und dabei die Risiken realistisch erfassen. Durch die Erfahrung beim Automatisieren der Geschäftsprozesse hat die IT in vielen Unternehmen ein umfassendes Verständnis der Abläufe und kann dann dort einhaken, wo die größten Möglichkeiten zu erwarten sind.
Es geht darum Interessen und Bedürfnisse im Unternehmen abzustimmen und Allianzen und Partnerschaften zu schmieden um gemeinsam erfolgreich zu sein. Be CIO bedeutet daher auch Kommunikator zu sein, Motivator und letztendlich auch überzeugender Verkäufer. Dabei sind IT-Anbieter Partner und Konkurrenz zu gleich. Da auch sie vom rasenden Veränderungsdruck betroffen sind, kann man von ihnen lernen und es bieten sich Chancen für neue Modelle der Zusammenarbeit.
Be CIO bedeutet Mut und Entschlossenheit, Lernwille und Fähigkeit zur ständigen Veränderung.

Die CIO AWARD Preisträger liefern dazu ein Beispiel. Sie zeigen, was es heißt die CIO Rolle zu gestalten, Themen im Unternehmen zu positionieren und zu treiben und zukunftsorientiert zu handeln. Wir bedanken uns bei ihnen und all jenen IT-Managern, die in Österreichs Unternehmen zum Erfolg beitragen, uns in den letzten 10 Jahren aktiv unterstützen und damit das Confare CIO SUMMIT zu Österreichs größtem IT-Treffpunkt machen.

Seien Sie dabei, wenn wir unser 10 Jahres Jubiläum feiern und lassen Sie sich von internationalen Erfolgsbeispielen und Netzwerk inspirieren. Auf www.ciosummit.at finden Sie Gelegenheit zur Anmeldung und mehr Details.
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Be CIO - 10 Jahre Confare CIO SUMMIT bedeutet 10 Jahre Erfahrungsaustausch auf internationalem Niveau, Wertschätzung für die IT und inspirierende Themen für das IT-Management.
Zum 10 Jahres Jubiläum stellen wir den CIO in den Mittelpunkt. Wir zeichnen auch 2017 wieder die besten IT-Manager mit dem CIO AWARD aus. Seit 2008 haben wir diese Auszeichnung elf Mal an die IT-Manager des Jahres überreicht (seit 2015 gibt es den CIO AWARD in den Kategorien Enterprise und Mittelstand) sowie fünfundvierzig Mal die Auszeichnung als #TopCIO vergeben, seit 5 Jahren tun wir dies auch in der Schweiz.
Der CIO AWARD 2017 wird am 29. März beim 10. Confare CIO SUMMIT in Wien verliehen. Einreichungen sind bis zum 30. Januar möglich. Die Einreichungsunterlagen finden Sie auf www.cioaward.at

Dienstag, 28. Juni 2016

Künstliche Intelligenz und Robotik – Ist der Mensch ersetzbar?

Petra Augustyn ist Entrepeneur und Expertin für Künstliche Intelligenz. Im Blog Interview anlässlich des Confare Event #Digitalize 2016 – Industrial Innovation, das am 14. November in Linz stattfinden wird, nimmt sie Stellung zu den wuchtigen gesellschaftlichen und ethischen Fragen rund um den Digitalen Wandel, Roboter, die unsere Arbeitsplätze gefährden und den aktuellen Stand der Forschung rund um KI.

Zahlreiche Beschäftigte fürchten die Folgen des Digitalen Wandels? Wie berechtigt sind diese Ängste?
Behauptungen, das Ende der Welt stünde bevor, wenn Computer uns überflügeln und intelligenter werden als wir, so etwas macht Angst. Sachlich zu diskutieren ist mit Ängsten leider nicht möglich. Wer unter Flugangst leidet, dem helfen auch keine Statistiken über Absturzsicherheit von Passagierflugzeugen. Der Mensch wird sich trotzdem fürchten in ein Flugzeug einzusteigen. Es nützt auch nichts, die Angst vom Gesetzgeber reglementieren zu lassen. Das würde wenig bringen, außer, dass es uns unsere freie Gesellschaft kostet.  Es sollte uns als Gesellschaft gelingen mit Kontrollverlust, den Veränderungen, dem Neuen, dem Risiko, und der Unsicherheit umzugehen. Ansonsten werden wir in Kürze Zeugen von Debatten, die an Ausmaß, Intensität und Unsachlichkeit weit über das hinausgehen was dienlich ist.
Der Philosoph John Searl nutzt den Begriff der DEKLARATION. Eine Deklaration beschreibt die Welt und sie verändert zugleich die Welt. Ich nenne es, frei nach Odo Marquard, eine Philosophie des „Stattdessen“. Eine Deklaration schafft Veränderung, indem sie die Welt so beschreibt, als ob die beabsichtigte Realität bereits eine Tatsache wäre. Auf Deklarationen folgen Gegendeklarationen.

Wir werden in bestimmten Branchen große Veränderungen erleben. Im gesamten Pflegebereich zum Beispiel. In Deutschland rechnet das Statistische Bundesamt mit einem Anstieg von Pflegebedürftigen von 2,5 Millionen auf rund 4,5 Millionen für das Jahr 2050. Japan hatte sich bereits in den frühen 90iger Jahren entschlossen, auf Roboterforschung und Technologie zu setzen, um den demographischen Wandel entgegenzuwirken. Dort sind bereits Heberoboter und Vollwaschautomaten für Pflegebedürftige im Einsatz. Speziell in den Pflegeberufen kommt es bei Arbeitnehmern, durch die teilweise hohe Kraftbeanspruchung, zu körperlichen Spätfolgen. Dieser Berufsgruppe könnte damit massiv geholfen werden. Die mechanischen Tätigkeiten übernimmt der Roboter – der Mensch kontrolliert. Das ist kein Ersatz des Pflegers, sondern eine Ergänzung. Der seelische, menschliche Austausch wird niemals von einem Roboter bewerkstelligt werden können. Das werden Maschinen niemals abdecken können. Da ist menschliche Wärme, der Mensch, die humane Intelligenz gefragt. Und exakt für dieses Zwischenmenschliche hätte man dann auch viel mehr Zeit.
Es gibt unzählige Berufe, die sich durch Einsatz von Digitalisierung eine Erleichterung im Job erwarten können. Auch der gesamte Medizinbereich. Das beginnt in der Verwaltung eines Krankenhauses, geht über die Ärzteschaft und endet beim Röngtenassistent. Ich durfte neulich beobachten, welchen Zettelirrsinn Ärzte und Krankenschwestern ausgesetzt sind. Diese verlorene Zeit könnte viel sinnvoller für den Patienten eingesetzt werden. Stattdessen werden diese Menschen von Zettelwirtschaft erschlagen. Zynisch formuliert könnte man sagen, die Zettelwirtschaft hat sich von selbst, oder in sich totreguliert.

Würde man die Menschen, auch die Politiker gezielt informieren, über die gesellschaftlichen Vorteile, die intelligente Digitalisierungskonzepte bieten, wären die Zweifel und Widerstände um ein Vielfaches geringer. Die Menschen würden in fast jeder Berufsgruppe ihre persönlichen Chancen zur Optimierung, im good case auch zur Selbstoptimierung erkennen und bereitwillig an der Veränderung mitwirken. Wie in jeder Systemveränderung wird es auch jene geben, die den Transformationprozess nicht mitgehen wollen. Für diese Mitmenschen ist in einer gesunden Demokratie und einem aufrechten Sozialstaat, der sich massiv von einem Wohlfahrtsstaat abgrenzt, für gewöhnlich gesorgt. Doch die Anzahl derer wird gering sein, da Digitalisierung auch viele neue Arbeitsplätze und noch ungeahnte neue Berufe schaffen wird.
Welchen Impact kann man aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz erwarten?
Das ist ein sehr weites Feld. Ich werde versuchen es kurz zu skizzieren. Die Unternehmensberatung McKinsey schätzt, dass sich mit der Automation von Wissen - die Schlüsseltechnologie dazu ist Künstliche Intelligenz (KI) - 9 Billionen Dollar bis 2025 verdienen lassen. Mit Robotik, die ohne KI nur ein Haufen Blech wäre, weitere 6 Billionen und mit selbst fahrenden Autos weitere 4 Billionen Dollar.
Wir befinden uns derzeit im Bereich der schwachen künstlichen Intelligenz. Dazu zählt der gesamte Bereich von Big Data. Big Data sind dumme Daten. Computer können Daten sammeln, Muster erkennen, die Menschen bei der Analyse nicht sehen können, doch diese Computer sind derzeit nicht in der Lage, Daten aus unterschiedlichen Quellen miteinander zu vergleichen, oder komplexe, menschliche Verhaltensweisen zu interpretieren. Zu wirklich nützlichen Erkenntnissen kommen nur menschliche Analysen, oder eben superintelligente Computer (starke KI), die es bis dato jedoch nur in Science Fiction Movies gibt.
Über eine mögliche, gesellschaftliche Veränderung durch superintelligente Computer werden sich die Menschen erst im 22. Jahrhundert Gedanken machen müssen. Superintelligenz beruht auf einem inneren Motor und dem totalen Nutzenmaximieren. So ein System, dass die Analyse seiner Umwelt immer weiter optimiert und die Repräsentation dieser Optimierung als Grundlage weiterer Optimierung nennt, agiert als Superoptimierer. Dafür braucht es komplett neue Computer, also Hardware. Derzeit agieren wir mit unseren Rechnern im Terabereich. Um starke KI zu erwirken braucht es Maschinen, im Petabereich (1 mit 15-Nullen) und darüber hinaus. Im Vergleich: bislang ist kein Computer weltweit mit höherer Speicherkapazität ausgestattet, als das Gehirn eines Kleinkindes (das kindliche Gehirn agiert im Petabereiche). Wir haben also kein Software, sondern ein Hardwareproblem. Der Quellcode für starke KI wird im Rückblick sehr einfach sein - nur ein paar simple Prinzipien. Jedes Kind wird solche Systeme einsetzen können.
KI ist also keineswegs der Versuch die menschliche Intelligenz nachzubauen, nur deren Flexibilität, Leistungsfähigkeit bei der Problemlösung ist für diesen Ansatz relevant. Ein Anthropozentrisches Konzept von Intelligenz interessiert Maschinen nicht. Anthropozentrisch bedeutet, dass sich der Mensch selbst als den Mittelpunkt der weltlichen Realität versteht. Dennoch stellen wir heute jene Weichen, wie wir als Menschheit in Zukunft mit diesen neuen Technologien umgehen wollen. Darin liegt die Verantwortung unserer Generation, für alle nächsten Generationen.

Welche Auswirkungen gibt es für unsere Arbeitswelten?
Technologie soll uns helfen, unsere Umwelt schneller zu verstehen und auch berechenbar zu machen. Menschen und andere Lebewesen interessieren sich vor allem für die, mit denen sie zusammenarbeiten, oder im Wettbewerb treten können. Politiker interessieren sich vermehrt für andere Politiker, dann erst für den Wähler. Kinder interessieren sich für andere Kinder gleichen Alters. Superkluge, künstliche Intelligenzen werden sich für andere superkluge, künstliche Intelligenzen interessieren. So wie Menschen zunächst an anderen Menschen interessiert sind und nicht an Ameisen.
Den Büroalltag werden uns Produkte mit Sensorentechnik vereinfachen. Wir werden in green-tech buildings, in energieautarken Ecosystemen arbeiten und auch wohnen. Roboter, nicht Menschen werden in Katastrophengebieten zum Einsatz kommen. Wir werden mit Hilfe von Maschinen bessere Materialien erfinden und unentdeckte Grenzen erkunden. In der Medizin wird es in allen Bereichen neue Hard- und Software geben. Die Auto- und Energieindustrie wird sich neu konsolidieren. Vielleicht erleben wir sogar Megafusionen. Wir werden diese Maschinen nicht nur nutzen, wir werden mit ihnen zusammenarbeiten. Die Werbeindustrie wird uns mit Werbung für die Nerven, also für das rationale Handeln die Informationen liefern. Die Firma Clarifi aus NY errechnet heute schon den idealen Zeitpunkt für die Aufmerksamkeit und die Kaufbereitschaft von Kunden. Durch Targeting mit sensorischen Eigenschaften gekoppelt, können Werber die Gefühle von Konsumenten nahezu organisch stimulieren und die Gefühlslagen mit Geräuschen und Vibration verändern. Es gibt noch unzählige andere Beispiele.

Wie kann man die Menschen unterstützen, bei diesem Wandel nicht unter die Räder zu kommen?
Stephen Hawking sagte einmal bei einem Vortrag: würde eine überlegene außerirdische Zivilisation die Botschaft senden: „wir werden in wenigen Jahrzehnten ankommen!“ - würden wir dann einfach antworten: "okay, sag uns Bescheid, wir lassen dann mal das Licht an." Vermutlich nicht. Wir würden uns vorbereiten - und das in der Gemeinschaft. Wenn eine superintelligente Maschine je existieren sollte, dann wären die Implikationen für die Menschheit immens. Selbst wenn nur eine sehr geringe Chance besteht, dass derartige Maschinen in absehbarer Zeit entwickelt werden könnten, ist es wichtig, dass wir anfangen, ernsthaft über die Natur und die Implikationen nachzudenken. Deklarationen, Gesetze und Regeln unseres Zusammenlebens könnten als Marktmechanismen nachgebildet werden und auch umgeformt werden. Politik wird so direkt in Ökonomie umgesetzt. Fehlt es der Politik an Wirkungskraft, banalisiert sie sich auf Dauer selbst und schafft sich im worst case sogar ab. Der Zugewinn an Freiheit und Effizienz wäre dann dahin. Shane Legg, der Gründer von Deep Mind entwickelte ethische Zielfunktionen, um bestimmten ungewünschten Tendenzen entgegenzuwirken. Er empfiehlt jeder Regierung, es in den Verfassungen festzuschreiben. Künstliche Intelligenz, sollte staatlich beaufsichtigt werden, wie Atomkraft, um sich optimal zum Wohle aller nutzen zu lassen:

Hier einige Ansätze aus dieser ETHISCHEN ZIELFUNKTION:
•             die Menschenwürde muss auf die persönlichen Daten erweitert werden.
•             Grundrechte für Datensubjekte
•             Verkauf persönlicher Daten an Dritte ist zu verbieten, oder es müssen entsprechende Gegenleistungen geboten werden.
•             Die Privatsphäre muss unantastbar und sensorfrei bleiben, es sei denn diesem Datenabgriff wird explizit zugestimmt.
•             es müssen internationale Algorithmenabkommen geschlossen werden, die ausländischen Organisationen den Zugriff auf persönliche Daten nur aufgrund von expliziten Gesetzen, Beschlüssen, Verträgen gestattet.
•             der Export von Spähsoftware muss verboten werden.
•             KI Forscher müssen sich der Verantwortung bewusst sein, die eigene Geschichte verstehen und Aufklärungsarbeit leisten.
•             Aufklärung über Daten gehört in den Schulunterricht.
•             die Sensibilität der gesamten Bevölkerung zum Thema muss erhöht werden.
•             zivile Organisationen sollten sich die technologische Revolution nicht jenen überlassen, denen die Demokratie egal ist, oder die sie als Hemmnis beachten.
•             und das aller Wichtigste! Eine nichtstaatliche Organisation muss dieses Thema anpacken und auf die Agenda setzen.

Zusammengefasst kann man sagen, die wertvollsten Unternehmungen der Zukunft interessiert es nicht, welche Aufgaben ein Computer allein übernehmen kann, sondern wie Computer die Menschen bei der Durchführung schwieriger Aufgaben unterstützen. Künstliche Intelligenz wird sich niemals über Human Intelligenz erheben können.
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