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Montag, 25. Juli 2016

Gute Karten für die Hotellerie - wenn das Pferd von der richtigen Seite aufgezäumt wird

Der Nächtigungszuwachs in Wien ist höher als der Zuwachs im Angebot. Gute Nachrichten für die Hoteliers. Aber davon profitieren nur diejenigen, die sich mit starken USPs positionieren, sich bewusst mit dem Generationenthema auseinander setzen und ihre Hotels den Anforderungen ihrer Zielgruppe gemäß ausrichten. Emotionen sind der Schlüssel zum Herz der  Gäste, um den Druck auf die Zimmerrate zu entschärfen. Martina Maly-Gärtner ist Geschäftsführerin bei Michaeler & Partner und hat schon viele Hotelprojekte begleitet. Sie erlebt in vielen Hotelbetrieben den Generationenkonflikt, wenn junge Visionen und Lebenserfahrung auf einander stoßen. Im Interview teilt Maly-Gärtner ihre Markteinschätzung auf Trends und Entwicklungen und gibt Tipps, wo es leider keine Patentrezepte gibt.


Gibt es spannende Trends in Sachen Hotel und Hotelimmobilie, die Sie am Markt beobachten? Internationale Konzepte die auch in Österreich interessant wären?
Die Budgethotelerie hat in den letzten Jahren nicht nur Österreich aber auch ganz Westeuropa erobert. Einen nächsten starken Trend sehen wir im Bereich "Serviced Apartments". Viele internationale Betreiber wollen in der DACH Region (Deutschland, Schweiz, Österreich) Fuß fassen. Diese Entwicklung kommt stark mit dem Trend der Mobilisierung und der Veränderung der Arbeitswelt. Menschen arbeiten für verschiedenen lange Perioden an verschiedenen Plätzen, haben zwar Ihre Home Base im Heimatland, aber suchen auch unter der Woche ein familiäres Umfeld, in dem sie sich wie "zu Hause" bewegen können.

Um den Hauptbahnhof in Wien entstehen viele Hotelprojekte und einige gibt es ja schon. Ist diese Konzentration nicht schon etwas zu groß?
Der Standort ist direkt neben dem Hauptbahnhof und in diesem Stadtentwicklungsgebiet eine A Lage. Ich glaube eher, dass Projekte bzw. Hotels, die in einer nicht so präferierten Lage sind, einen Nachteil verspüren werden. Weiters hat man es geschafft, einen sehr guten Mix an Produkten zu entwickeln. Gesamtheitlich gesehen: Derzeit übersteigt der Nächtigungszuwachs in Wien noch den Angebotszuwachs. Sofern der Nächtigungszuwachs anhält, der leider derzeit vor allem jetzt im Sommer durch die Terror und Flüchtlingssituation etwas eingetrübt ist, anhält, wird es Aufgrund des Rücklaufs der Neuentwicklungen ab 2018 eine positive Auswirkung auf die Auslastungszahlen geben. Ein Druck auf die Zimmerrate wird auf jeden Fall bis dahin anhalten.

Die Besetzung von Nischen und die Entwicklung des eigenen Brands sind ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wie schafft man in einem Markt, wo es schon fast alles gibt, noch eine sinnvolle Differenzierung?
In der Privathotellerie muss man Erlebnisse und somit Emotionen verkaufen. Die Betriebsführung muss eine ganz klare Vision vorgeben, die auch vom Betrieb gelebt wird. Diese Vision gilt es gemeinsam zu definieren, damit jetztendlich alle in dieselbe Richtung schauen! Dabei sind natürlich wichtige Trends wie die Digitalisierung, Individualisierung, Gesundheit und Nachhaltigkeit zu beachten. Es sollten auch 2-3 USP's (Unique Selling Propositions) ausgearbeitet werden, die den Betrieb maßgeblich vom Mitbewerb unterscheiden. Ein Patentrezept für eine Positionierung gibt es nicht!

Thema Generationenwechsel: Wo sind hier die meisten Konfliktpotentiale?
Die junge Generation hat Visionen und würde gerne Neues umsetzen, die alte Generation kann aber schwer loslassen. Speziell im Bereich Mitarbeiterführung sowie im Marketing und Vertrieb in einer sehr digitalen Welt scheiden sich die Geister. Auch stehen oft wenig Reserven größere Investitionsstaus gegenüber. Das Betrifft vor allem Bereiche der Technik und Ausstattung. Wer soll hierfür das Risiko übernehmen?

Was sollten Hoteliers vor jedem Bauprojekt wissen und beachten, damit dabei alles gut geht?
Ganz klar die Produktpositionierung. Erst muss man wissen, "Wer will ich sein und was kann ich gut?" , "Was hebt mich vom Mitbewerb ab?" und "Was braucht der Markt/Standort". Danach wird der Flächenbedarf ermittelt und somit die Investitionskosten der zukünftigen Profitabilität gegenüber gestellt. Erst wenn hier eine gute Balance entsteht dem eine ausgewogene Finanzierung zugrunde gelegt werden kann, soll mit der Umsetzung gestartet werden. Oft wird das Pferd von hinten aufgezäumt und es wird ohne Grundlagen geplant und gebaut, dann ist es nur leider zu spät. Wichtig ist, dass jedem m² Fläche ein wirtschaftlicher Nutzen zugeführt wird!

Haben Sie Tipps für Hoteliers in Richtung Mitarbeiterführung und HR Strategie?
Die neue Generation tickt auf jeden Fall anders. Sie wollen wenig Hierarchien, selbst Entscheidungen treffen bzw. in Entscheidungsprozesse involviert werden und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Das klingt alles einfach in einer Zeit, in der man in der Ferienhotellerie extrem schwer lokale, gute Arbeitskräfte finden kann. Auch hier muss man sich vom Mitbewerb abheben und die guten für sich zu gewinnen. Gute Mitarbeiterunterkünfte sind fast schon ein MUSS. Ich denke aber auch, dass dem Arbeitsplatz im Tourismus generell wieder mehr Stellenwert gegeben werden muss, hier sind die öffentlichen Stellen gefragt.


Martina Maly-Gärtner treffen Sie persönlich bei der Konferenz Hotel Optimal am 18. Oktober 2016. Mehr Infos unter www.ghezzo.at






Mittwoch, 22. Juni 2016

Moderne Hotelkonzepte orientiert am Kundenbedürfnis - Was dabei raus kommt ist unmöglich?

Harald Ultsch stammt von einer etablierten Hoteliers-Familie ab. Das Hotel Schwarzer Adler in Innsbruck, das er seit den 80ern leitet. kann man getrost als Traditionshaus bezeichnen. Doch seit 2002 setzt Ultsch mit einem neuen und ganz anderem Hotelkonzept Akzente. Harry's Home soll dem Reisenden das Gefühl geben zu Hause angekommen zu sein und setzt dabei auf Flexibilität. Die Kundinnen können wählen, wieviel sie vom Hotel nutzen und spüren wollen.

Harry’s Home wirbt mit dem Slogan ‚das unmögliche Hotel. Was bedeutet das den in der Praxis?

In der Praxis bedeutet der Slogan 1.  hohe Aufmerksamkeit 2. Die Möglichkeit über die aussergewöhnlichen Konzepteigenschaften unseres Produktes zu berichten. Und 3. Führt dies in der Erklärung dazu, dass eigentlich „fast alles“ möglich ist.  

Ihre Familie ist seit 4 Generationen in der Hotellerie. Was hat Sie dazu bewogen ‚das Rad neu zu erfinden‘ indem Sie Harry’s Home 2004  entwickelt haben?

Unser Stammbetrieb in der Innenstadt von Innsbruck ist räumlich begrenzt. Wir haben noch alle möglichen m² durch Aufstockung und Unterkellerung realisiert. Aber seit dem (2002) ist keine Erweiterung mehr möglich.
Die Erfahrungen und Erkenntnisse von meinen Tätigkeiten bei Wirtschaftskammer und Hotelverbänden wie ÖHV und Romantikhotels International zeigten verbunden mit den Veränderungen des größeren EU Marktes den Bedarf an neuen Konzepten. Heute haben alle bekannten Hotelkonzerne nachgezogen und zeigen, dass die Markteinschätzung richtig war.

Internetplattformen sind aus dem Hotelbetrieb nicht mehr wegzudenken. Wie sehen Sie diesen Trend?

Nach einer großen Vielfalt von Plattformen findet derzeit eine Konzentration auf wenige statt. Diese bieten relativ günstige Chancen, neue Fernmärkte zu gewinnen. Für den Nahbereich sind sie jedoch sehr teuer und es besteht die Herausforderung, Alternativen über die günstige Homepage zu bieten und traffic dorthin zu erzeugen.

Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung bei Harry’s Home?

Immer schon sehr hoher Stellenwert, wobei nicht jedes neue Produkt sofort eingeführt wird. Die Aufwendungen von „First movers“ ist doch sehr hoch und die Marktreife von neuen Produkten gelingt nicht immer.

Verwenden Sie Prozessmanagement in der Kette?

Nicht in der ausführlichen Form. Durch Standard Prozedure Operations (SOP`s) werden Abläufe standardisiert und dokumentiert. Das derzeit entstehende Franchise Handbuch wird dies noch wesentlich erweitern.

Haben Sie Tipps für Hoteliers, die neu starten?

Entscheidend sind die Bewertungen  von aktuellen und zukünftigen Kundenbedürfnissen.  Es ist wie mit einem Cocktail: Obwohl die Zutaten gleich sind, gelingen durch neue Rezepturen und Mischungen immer wieder neue einzigartige Kreationen.

Halrald Ultsch treffen Sie persönlich bei der Konferenz Hotel Optimal am 18. Oktober 2016. Mehr Infos unter www.ghezzo.at
Hier erfahren Sie mehr über Harry's Home