Was sind Ihrer Erfahrung nach die Erfolgsfaktoren für ein
erfolgreiches Web Projekt?
RG: Für den Erfolg ist das Verständnis für das
Geschäftsmodell und die bestehende Informationsarchitektur entscheidend. Diese
Vorgaben bestimmen unsere Konzeption der Gesamtlösung. Anschließend prüfen wir
den Workflow des Kunden und leiten daraus die passenden Prozesse und Methoden
ab. Damit ist die technische Entwicklung definiert. Auch den Betrieb und die
Wartung des Web-Projekts passen wir den Arbeitsweisen des Kunden an.
Zweitens ist das unternehmerische Mitdenken
ausschlaggebend für eine gute Zusammenarbeit. Aus Sicht der Sevenval
Technologies ist ein Web-Projekt dann erfolgreich, wenn der Return on
Investment schnell erreicht ist. Wir möchten, dass der Kunde sein Geld so
schnell wie möglich zurückerhält. Viele IT- Dienstleister locken ihre Kunden
mit niedrigen Anfangskosten. Unsere Erfahrungswerte sind jedoch, dass bis zu 80%
der Betriebs- und Wartungskosten durch den Einsatz der richtigen Technologie
gespart werden können. Diese erhöht die initialen Kosten, spart aber
langfristig ein Vielfaches des anfänglichen Aufpreises. Mit Hilfe unserer
Technik erzielen unsere Kunden außerdem in der Regel rund 20% mehr Umsatz, da
wir die Ladezeiten der Webseite für alle Geräte drastisch verringern und die
Nutzerfreundlichkeit erhöhen. Zudem sind unsere Kunden mit ihrem neuen
Webauftritt 30% schneller am Markt.
Diese drei Faktoren – Performance, Time-to-Market und Total Cost of
Ownership – sorgen für einen kundenfreundlichen Return on Investment.
Was bedeutet Mobile First in der Praxis?
RG: "Mobile First" ist leider zu einem Buzzword
verkommen, bedeutet aber in der Praxis, sich auf das Wesentliche zu
konzentrieren. Den Hype um „Mobile First“ kann man also auch ganz gelassen mit
„Keep it simple“ übersetzen. Diese Reduktion lässt sich von einer mobilen auf
die Desktop-Version eines Webangebots übertragen. Für beide Angebote gilt: Der
Informationswert sollte im Vordergrund stehen. Inhalte, die auf der
Desktop-Version zur Verfügung stehen, bei der mobilen Version auszublenden,
halte ich daher für falsch. Entweder ist die Information sinnvoll oder nicht.
Im ersten Fall sollten sie auf beiden Geräten zu sehen sein, im zweiten Fall
gar nicht.
Content-Portale nach dem Prinzip „Wird schon was dabei
sein“ sind ein Überbleibsel der Pre-Mobile-Ära. Das bekannteste Beispiel ist
Yahoo, die mit Imageproblemen kämpfen, weil die Nutzer die Konzentration auf
das Wesentliche als Merkmal des mobilen Webs zu schätzen wissen. Entscheidern
empfehle ich daher, Mobile als Mainstream anzusehen.
Welche Anforderungen ergeben sich daraus für
Web-Entwickler?
RG: Die Maßgabe, die wir unseren Kunden vermitteln,
lautet: „Prepare for constant change.“ Das mobile Web ist technologisch ständig
im Wandel. Wir reden von „The Moving Web“ als Anspielung auf die schnellen
Veränderungen in der Client Landschaft und bei Frontend Technologien. Jahrelang
stand das Web still, wodurch Innovationen wie Adobe Flash oder Microsoft
Silverlight entstanden sind, die als Innovationstreiber angesehen wurden. Heute
sind Veränderungen die neue Konstante. Webbrowser, Betriebssysteme und technische
Standards bringen ständig Updates mit sich, die obendrein fortlaufend
ausgeliefert werden. Es gibt keinen Ist-Zustand mehr für Webprojekte. Dies
müssen wir erkennen, als Chance sehen und eine Lösung darauf vorbereiten.
Bei größeren Projekten geht es in der Regel darum, eine
existierende und fragmentierte Architektur an den Ist-Stand der
Frontend-Innovationen anzupassen.
Unabhängig von Features und Ist-Stand müssen
Web-Entwickler hier die Methodiken und Prozesse verändern, um neue Frontend
Technologien einfach integrieren zu können. Automatisierung von Prozessketten
und die Auswahl der richtigen Tools für die optimale Experience rückt in den
Vordergrund. Beherrschbarkeit und Methodik löst Features am Frontend ab, für
die zukünftige Planung und Realisierung von Web Projekten. Nur dann werden sie
die zunehmende Komplexität beherrschen können.
Welche Entwicklungen werden das Netz in den nächsten Jahren bewegen?
RG: Die Komplexität des Web wächst weiter. Zum Beispiel
wird HTTP 2.0 den Status Quo der Frontend Optimization verändern. Das Problem
der schnellen Frontend-Innovation und langsamen Backend-Entwicklungen wird sich
ebenfalls verschärfen. Komplexe integrierte Systeme werden immer eine
schwerfälligere Lösung darstellen und sind aus unserer Sicht diesen Anforderungen
nicht gewachsen.
Die Lösung ist die Konzentration auf die Kernkompetenz
von CMS oder E-Commerce Systemen und deren Prozessen auf der einen Seite. Auf
der anderen Seite schaffen dedizierte Frontend-Layer wie unsere Software
Produkte die notwendige Dynamik und Flexibilität am Frontend. Hier sind auch
die non-functional Requirements wie Hochverfügbarkeit, Security und Qualität
einer Infrastruktur-Komponente zu beachten.Wir müssen uns entscheiden: Versuchen wir im Backend die gleiche Geschwindigkeit zu gehen?
Oder wollen wir diesen Status akzeptieren und mehr Dynamik über Frontend-Layer realisieren?
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