Mit 1. Jänner 2015 wurde das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz verschärft und im Mai nun mittels Erlass präzisiert.
Mittwoch, 24. Juni 2015
Die Steuerreform und die Immobilien
Mit 1. Jänner 2015 wurde das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz verschärft und im Mai nun mittels Erlass präzisiert.
Mittwoch, 12. September 2012
Compliance Management: Nur was die Führungsmannschaft vorlebt, wird zur Unternehmens-Praxis

Wann wird das Thema Compliance für ein Unternehmen aktuell?
Das Thema Compliance kann aus verschiedenen Gründen plötzlich aktuell werden: Zum einen sind es Veränderungen in der Gesellschaftsstruktur, z.B. die Übernahme durch ein Unternehmen, welches bereits ein Compliance-System hat, zum anderen ist es häufig die Zusammenarbeit mit großen Unternehmen aus dem angelsächsischem Raum, welche die Beschäftigung mit dem Thema Compliance erzwingt. Seltener ist es bei mitteleuropäischen Unternehmen - meiner Beobachtung nach - die eigene Überzeugung von der Wichtigkeit von Compliance-Themen. Förderlich für ein wachsendes Interesse an der Implementierung eines Compliance-Systems ist zweifellos die Medienberichterstattung über die Verhängung von Bußgeldern in Millionenhöhe aufgrund von Compliance-Verstößen.
Was sind die wichtigsten Eckpfeiler von Compliance Strukturen?
Die Themen, die eine Compliance-Struktur abbilden muss, hängen stark von der Branche, aber auch der Mitarbeiterstärke anderer "seelenverwandter" Abteilungen (Rechts-, Revisions-, Personalabteilung) ab. Hat ein Unternehmen für sich erst einmal definiert, welche Themen von "Compliance" zu behandeln sind, erscheint mir eine Zusammenfassung dieser identifizierten Themen in einem Verhaltenskodex ("Code of Conduct") sehr wichtig. Dass von der Führung ein zentraler Ansprechpartner ("Compliance Manager") für Fragen rund um diese Themen ernannt werden muss, steht außer Zweifel. Als dritter Pfeiler, denke ich, braucht es eine Meldemöglichkeit für Compliance-Verstöße, die nicht unbedingt nur den Mitarbeitern zur Verfügung steht, sondern auch Geschäftspartnern.
Welchen Stellenwert hat ein unternehmensweites Wertebild in der tatsächlichen Praxis?
Wertestandards oder ein Wertebild finden sich zwar häufig als Bestandteil im Code of Conduct, den ich als Grundlage eines Compliance-Systems verstehe, wieder, aber trotzdem sollte Compliance nicht auf kaum messbare Wohlverhaltensregeln reduziert werden. Compliance geht darüber hinaus und soll sicherstellen, dass ein Unternehmen und seine Mitarbeiter nicht aus Unkenntnis gegen Gesetze verstoßen und haftbar gemacht werden. Kurz: ein Wertebild ist nice to have, aber ein Compliance-System, mit dessen Hilfe Strafzahlungen oder ein Reputationsverlust verhindert wird, ist immens wichtig für eine Risikominimierung im Geschäftsalltag.
Wie sehr beschäftigen sich die "einfachen" Mitarbeiter mit den Werten des Unternehmens?
In vielen Unternehmen werden mit viel Aufwand Poster, Schreibtischunterlagen u.ä. mit den für das Unternehmen geltenden Werten verteilt. Aus meiner Erfahrung heraus führt das beim einfachen Mitarbeiter eher zu Häme und Kränkung, nach dem Motto: "Aha, JETZT soll ich fair zu meinen Kunden sein? - Was war ich denn bislang???" Ein schriftlich festgehaltenes Wertebild gehört zwar heute zum Standard jedes größeren Unternehmens, aber nur dann, wenn der einfache Mitarbeiter durch persönliche Erlebnisse mit Führungskräften die verlautbarten Werte in der Praxis vorgelebt bekommen hat, wird ein Wertebild von den Mitarbeitern ernst genommen.
Wie hängt die Unternehmensstrategie mit dem Compliance Risiko Management zusammen?
Sobald die Unternehmensführung entschieden hat, die Geschäftstätigkeit zu internationalisieren und wirtschaftlichen Erfolg dauerhaft sicherstellen zu wollen, denke ich, dass sie an der Einführung einer Compliance Struktur nicht vorbei kommt. Durch die Auslandstätigkeit potenzieren sich die Compliance-Risiken und man wird mit Usancen konfrontiert, die ein Unternehmen vorher wahrscheinlich nicht kannte. Ich denke da an Anfragen von ausländischen Kunden, ob Lieferanten-Screenings durchgeführt werden oder die Aufforderung, irgendwelche Erklärungen zum Datenschutz oder zum Kampf gegen Korruption zu unterschreiben. Um all das von der Wichtigkeit her richtig einordnen zu können, braucht es Personen, die den Entscheidungsträgern beratend zur Seite stehen. Das heißt, ein Eintritt in neue Märkte beispielsweise kann intern auch die Implementierung neuer - mit Kosten verbundenen - Prozesse erforderlich machen, was bei der Entwicklung der Unternehmensstrategie beachtet werden sollte. Ist ein Unternehmen nur am Inlandsmarkt tätig, kann die Einführung einer Compliance Struktur trotzdem sinnvoll sein. Zum Beispiel können über das Meldesystem Schwachstellen in der Geschäftspraxis frühzeitig erkannt werden. Die Art und Weise, wie die Schwachstellen zukünftig zu vermeiden sind, fließt möglicherweise wiederum in die Unternehmensstrategie ein.
Dr. Britta Druml (LL.M., LL.M.Eur.) ist seit 2011 als Juristin in der Konzern-Revision von Novomatic tätig und kümmert sich um den Aufbau einer konzernweiten Compliance-Struktur. Nach ihrem Jus- und Wirtschaftsstudium (Export) in Österreich, Spanien und Deutschland sammelte Britta Druml Arbeitserfahrung in der Europäischen Kommission (GD Wettbewerb) sowie als Rechtspraktikantin am Gericht. Die erste berufliche Station führte sie zu KPMG nach Köln, wo sie im Bereich Wirtschaftskriminalitätsbekämpfung forensische Untersuchungen in Unternehmen vornahm. Es folgte ein Branchenwechsel mit mehrjähriger Tätigkeit in der internationalen Forderungsabsicherung in Hamburg und Wien (Euler Hermes, Aon), wobei sie für die Mitteleuropa-Holding des US-amerikanischen Konzerns Aon ein Compliance-System implementierte.
Am 29. November 2012 referiert Dr. Druml in Wien bei dem Seminar: Compliance Management Kompakt
Dienstag, 21. August 2012
Forderungsabsicherung und Liquiditätsmanagement bei internationalen Geschäften

Was hat sich im internationalen Projektgeschäft seit 2008 geändert?
Am Anfang der Finanzkrise stand das Schlagwort von der "Kreditklemme". Die Banken kamen damals teilweise ihrer ureigensten Aufgabe, der Finanzierung der Wirtschaft, nicht mehr nach. Jene Unternehmen, die Ihre Liquidität nicht im Griff hatten standen plötzlich vor Zahlungsproblemen. Dazu kam ein in vielen Fällen drastischer Auftragseinbruch, durch den die im Projektgeschäft üblichen Anzahlungen ausbleiben. Auf der anderen Seite stieg das Ausfallsrisiko nicht nur bei Kunden und Abnehmern sprunghaft an, selbst Großbanken galten plötzlich nicht mehr als "too big to fail". Lokale Kreditmärkte sind auch jetzt noch häufig in ihrer Funktion eingeschränkt.
Parallel dazu hat sich aber auch das geopolitische Umfeld destabilisiert. Die Zahl der "failed states" steigt, Piraterie ist plötzlich wieder ein Thema, Phänomene wie der Arabische Frühling schaffen kein Klima für Wirtschaftswachstum und Investitionen, zumindest nicht kurzfristig.
Welchen Einfluss haben ‚Schuldenkrise‘ und Euro-Unsicherheit?
Die Schuldenkrise ist primär eine der öffentlichen Hand. Natürlich trifft es die Unternehmen wenn staatliche Aufträge ausbleiben. Das relativiert sich aber auf internationalen Märkten. Die Kapazitäten werden zusehends in Schwellenländern aufgebaut. Dort gibt es enormes Potential. Was die europäische Währung anbelangt, so kommt der Exportwirtschaft der derzeitige Eurokurs entgegen. Für uns wird es bei einem EUR/USD-Kurs über 1,30 in manchen Märkten schwierig.
Welchen Stellenwert hat Liquiditätsmanagement in Ihrem Geschäft?
Einen sehr hohen! Wir haben gerade ab Beginn der Finanzkrise erlebt, dass Unternehmen trotz voller Auftragsbücher zahlungsunfähig wurden. Im Projektgeschäft tätige Unternehmen finanzieren sich gewöhnlich in einem hohen Maß über erhalten An- und Zwischenzahlungen. Die Liquiditätsplanung ist im Projektgeschäft mit deutlich höheren Schwankungen der liquiden Mittel konfrontiert als in Produktionsbetrieben und zudem aufgrund der Auftragsgrößen deutlich schwerer planbar Hier gilt es sich zum einen von den Banken frei zu spielen und natürlich auch genügend rasch hebbare Liquiditätsreserven vorzusehen.
Haben Sie öfter Probleme mit Zahlungsausfällen?
Zahlungsausfälle kommen vor, die Frage ist dann nur wie man die Transaktionen strukturiert hat und wie man abgesichert ist. Grundsätzlich gilt es das Zahlungsausfallsrisiko so gering zu halten, dass ein positiver Deckungsbeitrag übrigbleibt. Das gelingt in der Regel nur, wenn man das Risiko eines Ausfalls entweder ganz an Dritte, z.B. Banken oder Finanzierungsinstitute auslagert oder zumindest eine Risikoteilung vornimmt. Also etwa eine Kreditversicherung mit anschließender Übernahme des Selbstbehaltes durch eine Kommerzbank, die in der Regel dann auch die Finanzierung übernimmt. Als Maschinen- und Anlagenbauer sollte man der Versuchung widerstehen selbst Bank zu spielen, auch wenn Zinsgewinne auf den ersten Blick oft verlockend erscheinen.
Welche strategischen Möglichkeiten gibt es sich abzusichern?
Vertrag, Versicherung und Bank - ich bevorzuge letztere. Verträge sind wichtig, in der Regel aber kein hinreichender Schutz vor Zahlungsausfällen. Kreditversicherungen, insb. die der ECA's, spielen trotz teilweise empfindlicher Prämien im Export eine entscheidende Rolle, sollen aber nicht mehr sein, als ein zusätzlicher "Fallschirm" und ersetzen nicht ein professionelles Risiko- und Forderungsmanagement. Die Bank verstehe ich als unverzichtbaren Partner im Exportgeschäft. Leider haben die Exportfinanzierungsabteilungen bei den österreichischen Banken nicht jenen Stellenwert den man sich von Seiten der Wirtschaft wünschen würde. Dazu kommt ein starker Fokus des Wiener Bankenplatzes auf CEE. Unsere Exporte aber gehen primär in die aufstrebenden Märkte in Fernost oder Lateinamerika aber auch in Schwellenländer wie Indien oder Indonesien. Hier sind die heimischen Banken gefordert die Exportwirtschaft zu begleiten.
DDr. Manfred Adlmanseder ist seit 2005 CFO der SML Maschinen GmbH. Davor war er Metall AG (AMAG) Leiter Konzernrechtsabteilung und Bereichsleiter Infrastruktur/Energie. Er studierte Rechtswissenschaften, Betriebswirtschaft, sowie Slawische Philologie. Seine Karriere begann er beim BMI und der Stadt Wien als Koordinator Flüchtlingsaufnahme
Am 22./23. Oktober hält er in Wien sein Seminar: Forderungsabsicherung und Liquiditätsmanagement bei internationalen Geschäften
Weitere Infos auf www.confare.at
Mittwoch, 1. August 2012
Der Rohstoffmarkt und der Blick in die Glaskugel

Was sind die Faktoren die den Rohstoffmarkt gerade so unberechenbar machen?
So unberechenbar, wie manche oft meinen, ist der Rohstoffmarkt gar nicht. Es gibt unzählige Frühindikatoren, die eine sinnvolle Hypothesenbildung für die Entwicklung der Rohstoffmärkte und damit der Rohstoffpreise ermöglichen. Zunächst ist es wichtig zu wissen, welche Faktoren wirken sich auch meine Rohstoffe aus. Rohstoff ist nun einmal nicht Rohstoff. Rohstoffe der Textilindustrie verhalten sich völlig anders, als die der Nahrungsmittelindustrie (Wetterabhängigkeit) und die wiederum anders als die der Automobil- und Maschinenbauindustrie oder Metalle der Seltene Erden (politische Abhängigkeit). Ein Beispiel: Für die erwähnte Automobil- und Maschinenbauindustrie ist ein wesentlicher Rohstoff der Stahl. Dieser wiederum braucht Eisenerz und Kohle. Da die großen Stahlproduzenten in China, Amerika und Europa nicht über ausreichen Rohstoffe in ihrer nahen Umgebung verfügen, muss der größte Teil dieser Raw Materials per Schiff transportiert werden. Somit ist neben der Ölpreisentwicklung, die man ebenfalls in seinen Frühindikatoren untersuchen kann, der Baltic Dry Index (BDI) von großem Interesse. Dieser beschreibt die Verschiffungskosten für Schüttgut, in erster Linie für Eisenerz und Kohle.
Letztlich kann der verantwortliche Einkäufer oder Logistiker sicher nur mehr oder weniger gute Hypothesen bilden. Das ist aber weit besser, als mit langen Stangen im Nebel zu stochern.
Experten warnen vor neuen Börsencrashs. Wie wird sich das auf Rohstoffpreise auswirken?
Eigentlich hat sich die Finanz- und Börsenwirtschaft schon längt von der Realwirtschaft abgekoppelt. Wenn Sie bedenken, dass die weltweit existierende Geldmenge mittlerweile etwa das 70-fache des dagegenstehenden Welt –Bruttosozialproduktes umfasst, wird verständlich das dieser Überschuss an Liquidität die weltweite Inflation, wenn auch regional unterschiedlich, bewirken kann. Dieses Ungleichgewicht zwischen Geldmenge und Wirtschaftskraft kann aber auch andere Folgen mit sich bringen, nämlich durch die totale Überbewertung mancher Unternehmen (facebook etc.), Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsräume das Kollabieren auf der Kapitalebene. Dies zieht die betroffene Realwirtschaft, die eigentlich gesund arbeiten könnte, mit sich.
Rohstoffpreise verhalten sich also entsprechend der Kapitalwirtschaft, einfach gesprochen: hohe Kurse = hohe Rohstoffpreise. Interessant sind da jeweils die Verläufe in der Umkehrung der ökonomischen Entwicklung. Manchmal ziehen die Rohstoffpreise erst der Entwicklung nach. Doch in den meisten Fällen sind Veränderungen auf dem Rohstoffmarkt aufgrund der spekulativen Einflüsse der eigentlichen Realmarktentwicklung voraus. Ich frage mich dann oft, was war zuerst, das Huhn oder das Ei?
Welche Strategien raten Sie Unternehmen und deren Rohstoffeinkauf?
Nun, wie bereits gesagt, Einkäufer oder Logistiker sollten die Frühindikatoren ihrer Rohstoffe kennen und beobachten. Sicher, das bietet noch keine Sicherheit für richtige Kauf- oder Abstinenzentscheidungen, aber es gibt eine gesunde Basis, auf der Entscheidungen gemeinsam getroffen werden können. Wenn allerding die Einflussfaktoren zu diffus sind, kann auch ein bankenbasiertes Hedching oder Swaps die Verfügbarkeit von Rohstoffen in ausreichender Menge und Qualität - zu vertretbaren Preisen sichern.
Langfristig sind Strategien wie Ressourcenschonung, Recycling und die Entwicklung von Substitutionswerkstoffen, also die Abkopplung von kritischen Rohstoffen zu untersuchen. Darüber hinaus gibt es eine Menge von denkbaren Strategien, die jeweils sorgfältig auf Eignung untersuchtwerden müssen. Ich will hier nur einige nennen, die speziell für den Logistiksektor interessant sein könnten:
o Verfügbarkeit und Kosten von Frachtraum sichern
o Lagerbestandsoptimierung praktizieren (hierfür gibt es mittlerweile hervorragende Software Tools, die den sich verändernden Situationen Rechnung tragen)
o Just-in-time-Belieferung aus geographisch nahen Lagerhäusern bevorzugen
o oder ausreichende, langfristige Selbstbevorratung bei geringer Kapitalbindung und schließlich
o Vertragsverhandlungen mit unterschiedlichen Lieferanten
Welche Keyindikatoren sollen beobachtet werden?
Neben den spezifischen Indikatoren, die also branchenunterschiedlich sind, empfiehlt sich ein ständiges Monitoring der bekannten drei Werte. Dazu zählen natürlich der Ölpreis, die USD/EUR-Parität sowie die Konditionen für langfristige Kredite in den wichtigsten Wirtschaftsnationen. Der Goldkurs gibt im Wesentlichen das Vertrauen der Geldanleger in die Weltwirtschaft resp. in die US-Wirtschaft wider. Allerdings gilt es dabei die Entwicklungen in ihrer gegenseitigen Beeinflussung zu betrachten. Ein Indikator sagt nämlich gar nichts. Nun gut, wenn Sie tiefer gehen wollen, interessant sind z.B. Bruttoinlandsprodukte (BIP) und Zahlen aus dem US-Arbeitsministerium zur Entwicklung von Produktivität und Kosten.
Preise sind Realindikatoren, sie geben Hinweise auf die Entwicklung der Inflation. Neben den Rohstoffpreisen anderer Wirtschaftbranchen sollten auch Verbraucherpreisindizes, Produzentenpreise, Großhandelspreise und Importpreise Ihre Beachtung finden. Rohstoffpreise und Transportkosten (BDI) werden weiterhin als Konjunkturfrühindikator verwendet, denn die Rohstoffe stehen am Anfang der Produktionskette. Ein Anstieg ist ein Signal für eine wieder anziehende Konjunktur. Besonders Preise für Industrie- und Edelmetalle sind Realindikatoren und bringen Licht in den besagten Finanzmarktnebel.
Welche Engpässe sind mittelfristig wahrscheinlich?
Nun, das ist die gute Nachricht. Mit einem Blick in meine Glaskugel mag ich zu prophezeien, dass kurz und mittelfristig nicht mit einer Verknappung und dadurch mit allgemeinen Anstiegen im Rohstoffbereich zu rechnen ist. China, der aktuelle Weltkonjunkturmotor stottert und wir wissen nicht, in wie weit er wieder in Fahrt kommt. Auch die anderen BRIC Countries (Brasilien, Russland, Indien, China) erfüllen derzeit nicht die hohen Erwartungen, die in sie gesetzt wurden. Ausnahmeländer, wie Deutschland profitiert aufgrund der frühzeitigen gemeinsamen Disziplin von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Regierung von dieser Übergangssituation. Insbesondere den Gewerkschaften ist es zu verdanken, dass die Produktivität bei vergleichsweise geringen Produktionskosten Deutschland einen vorübergehenden Standortvorteil verschafft hat.
Nein, Engpässe in der Rohstoffversorgung sehe ich kurzfristig nicht. Das mag aus Sicht des Einkaufs zunächst verlockend klingen. Das Problem kommt von der anderen Seite des Marktes, nämlich der zurückgehenden Kaufkraft in vielen Wirtschaftsregionen. Wenn allerdings die verschiedenen Konjunkturprogramme anfangen zu greifen, oder Nischensektoren boomen, sollten wir gut vorbereitet sein. Dann dreht sich die Medaille unter Umständen sehr, sehr schnell.
Ein weiteres wesentliches Risiko ist die Geldmarktpolitik der EZB und der FED. Wenn Geld in großen Mengen billig gemacht wird, geht dieses nicht unbedingt in die Entlastung von gebeutelten Staatskassen oder produziert neues Wirtschaftswachstum, sondern findet oft seinen Weg zu denen, die mit riesigen Geldmengen zu jonglieren wissen. Das Problem der professionellen Anleger ist dann, wohin mit dem Gelde? Der Goldpreis wird steigen und, und das ist die schlechte Nachricht, auch die Rohstoffpreise werden steigen, obwohl keine zusätzliche Nachfrage dahintersteht. Schlimmer noch, der spekulative Preisanstiegt kann das eigentlich beabsichtigte Wirtschaftswachstum gefährden. Für den Einkauf heißt das, sich wie in Verknappungssituationen einzurichten, obwohl keine Verknappung vorliegt.
Dr. Leopold K. Fara war ca. 10 Jahre im Projektmanagement eines bedeutenden wehrtechnischen Unternehmens tätig. Ab 1987 war er führend im OEM-Einkauf der Nixdorf-Computer-AG aktiv und verantwortete zahlreiche internationale Verträge und Vereinbarungen für den Konzern und war an der kontinuierlichen Organisationsentwicklung des konzernübergreifenden OEM-Bereichs maßgeblich beteiligt. Er entwickelte weltweit beachtete A&O - psychologische Konzepte zur Mitarbeiterführung in komplexen Systemen sowie marktpsychologische Strategien zur Optimierung der Kunden - Lieferantenbeziehungen. Er hält Gastvorlesungen zu den genannten Themen an verschiedenen Hochschulen und Universitäten und hat Lehraufträge zu den Themen Wirtschafts- und Verhandlungspsychologie und Motivforschung. 1995 gestaltete er als Gründungsmitglied und Leiter das Institut für angewandte Wirtschaftspsychologie.
Am 22./23. Oktober hält er in Wien sein Seminar: Rohstoffeinkauf Know-how für EinkäuferInnen. Weitere Infos auf www.confare.at
Freitag, 13. Januar 2012
Was bewegt die Industrie 2012? - Der Confare-Fachbeirat Industrie
Am 15. November 2011 traf sich erstmals der Confare Fachbeirat Industrie, um die Themen für den 5. Industriekongress 2012 zu besprechen, damit der Kongress am 22. Mai vor allem eines wird: praxisnah und nützlich! Und so stellten sich Vorstände und GeschäftsführerInnen österreichischer Industrieunternehmen eine Frage: Welche Themen und Herausforderungen beschäftigen 2012 die Industrie? Diese Frage beantwortet der Confare-Fachbeirat Industrie:
Dr. Winfried Braumann, Geschäftsführender Gesellschafter, Eolos Gesellschaft m.b.H.
Mag. Lisa Dyk, Geschäftsführung, Erste Raabser Walzmühle M. Dyk, Raabs a. d. Thaya
DI. Dr. Josef Hackl, Geschäftsführung, Gruber & Kaja High Tech Metals GmbH
David John Kelly, Geschäftsführer, Worthington Cylinders GmbH
Ing. Mag. Markus Oman, Geschäftsführer, O.P.P. Beratung
Franz Renkin, Verlagsleiter, a3 Wirtschaftsverlag GmbH
KR Dkfm. Manfred Winkler, Präsident, Zentralverband Industrieller Bauproduktehersteller
und (ohne Foto) DI Dr. Richard Schenz, Vizepräsident, Wirtschaftskammer Österreich
2008 – 2011 im Schnellvorlauf
Der Industriekongress findet seit 2008 jährlich statt. Bei dieser Veranstaltung trifft sich jedes Jahr die Vorstandsriege der österreichischen Industrie. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer war genauso vor Ort wie Ludwig Scharinger, Stefan Pierer sowie die Vorstände von Umdasch, Novomatic, HTI, Polytec, Constantia Packaging, AT&S, etc. Die wirtschaftliche Entwicklung gab klar die Themen vor. So ging es 2008 noch, darum überhaupt die richtigen Mitarbeiter zu finden um das gestaute Auftragsvolumen abzuarbeiten. 2009 war alles im Zeichen der Krise und die Hauptfrage war: Wie kommt man mit Umsatzeinbußen von 50% und mehr zurecht? 2010 stand das Thema Kosten im Vordergrund, und 2011 fanden schon wieder langfristige Themen wie Nachhaltigkeit im Kongressprogramm Raum.
2012? Frage an den Fachbeirat
2012: Schuldenkrise, Rezession, Inflation – zwar herrscht Weltuntergangsstimmung, aber noch können sich viele Firmen nicht über zu geringe Auslastung beklagen. Um ein sinnvolles Kongressprogramm zusammenstellen bräuchte es eine Kristallkugel. Deswegen luden a3ECO und Alexander Ghezzo, Geschäftsführer von Confare, namhafte Industriemanager und ExpertInnen ein, um auszuloten, welche Themen 2012 auf dem http://www.industriekongress.at/ behandelt werden sollen.
Herausforderungen 2012
Schon zu Beginn des Fachbeirat-Treffens kristallisierte sich heraus: Selten war so unklar, wie sich die globale Wirtschaft auf wenige Monate betrachtet entwickeln wird. Was aber dadurch umso klarer wird, ist, dass Industrieunternehmen sich genau darauf fokussieren müssen, was ihre Stärken sind – welche Existenzberechtigung eine Organisation hat.
Im Detail heißt das, dass sich die österreichische Industrie mit folgenden Themen auseinandersetzen muss:
- Innovation
Klassische Innovationen sind in Österreich eher selten geworden. „Time to Market“ ist so wichtig, dass für echte Innovation keine Zeit mehr ist. Daraus ergibt sich ein Wettbewerbsnachteil, und so beschleunigt sich die Deindustrialisierung Österreichs. Um wirklich Neues zu finden, bedarf es kooperativer Netzwerke: Wie schafft man es, gemeinsam, wirklich Neues mit hohem Kundennutzen zu entwickeln und zu produzieren? - Ressourceneffizienz und Rohstoffverknappung
Energie wird teurer. Strompreise werden laufend nach oben angepasst, ebenso die Preise fossiler Brennstoffe. Rohstoffe werden in Asien gehortet und sind Spielball internationaler Spekulationen. Eine weitere Herausforderung für die österreichische Industrie: unabhängig werden bzw. sich strategisch versorgen. - Fachkräftemangel und MitarbeiterInnenführung
Geeignete MitarbeiterInnen zu finden und zu binden wird schwerer. Mit 2015 droht der Arbeitsmarkt völlig kippen. Zusätzlich verschärft durch die unsichere Wirtschaftslage erfordert die Situation Flexibilität und Individualität im HR-Management. - Finanzierung
Die Zurückhaltung der Banken wird vor allem Projektfinanzierungen erschweren und KMUs belasten. Der Liquiditäts- und Finanzierungsdruck wächst. Deswegen sind alternative Finanzierungsmodelle gefragt und auch Private-Equity sowie private Darlehen spielen eine wichtige Rolle. Finanzierung auf dem Kapitalmarkt ist unsicher. - Vertrieb und Marke
Der Innovation der Techniker müssen Innovationen von Verkäufern und Marketern folgen. Der Vertrieb muss sein Wissen vom Kunden teilen. Dabei ist CRM alleine zu wenig. Im Vertrieb steckt das Wachstum der Zukunft. Dabei werden auch Social Media eine bedeutende Rolle spielen.
Dies werden auch die Schwerpunkte des http://www.industriekongress.at/ am 22. Mai 2012 in Linz sein.
Mittwoch, 23. März 2011
CIOs im Portrait: Hannes Gutmeier, IMMOFINANZ Group: Der IT-Leiter im Spannungsfeld zwischen Technologie und Prozessen

Nachdem Hannes Gutmeier 2004/2005 eine im Sara Lee Konzern beispielhafte SAP Einführung gemeistert hatte übernahm er als IT Leiter der BUWOG Gruppe die Aufgabe, das IT Team neu zu strukturieren und für neue Aufgaben fit zu machen. Im Herbst 2006 wurde im Unternehmen ein umfassendes Optimierungsprojekt gestartet in dessen Rahmen zentrale Geschäftsprozesse gestrafft, die IT-Landschaft komplett modernisiert und eine integrierte Immobiliensoftwarelösung eingeführt wurde. Nachdem auch diese Aufgabe erfolgreich erledigt war, wurde er von Vorstand Daniel Riedl als Head of Group IT in die Konzernzentrale der IMMOFINANZ Group geholt.
Im Frühjahr 2009 Stand Hannes Gutmeier erneut vor der Aufgabe, die IT neu aufzubauen. Im Falle der IMMOFINANZ Group war dabei auch noch eine komplett neue IT-Infrastruktur zu konzipieren und umzusetzen.
„Heute ist meiner Meinung nach, nicht mehr ausschließlich IT Know-How gefragt, sondern es sind vor allem auch die Social-Skills und das Verständnis für die einzelnen Geschäftsfelder eines Unternehmens wichtig“, erklärt Hannes Gutmeier was aus seiner Sicht dafür die Erfolgsfaktoren waren. „Der IT-Leiter muss sich vor allem im Spannungsfeld zwischen IT und den einzelnen Unternehmensbereichen gut bewegen können. Dazu sind Qualifikationen im Bereich Kommunikation, Führung, Projektmanagements sowie ein Gefühl für Prozessmanagement in den Unternehmensgeschäftsfeldern unabdingbar.“ Gutmeier scheut sich daher auch nicht, aktiv Unterstützung der Marketing-Abteilung zu suchen, wenn es um die Kommunikation der IT-Leistung in der Gruppe geht.
Es ist Hannes Gutmeier ein wichtiges Anliegen als CIO eingebunden zu werden, wenn es um Innovationen in den Geschäftsmodellen des Unternehmens geht, damit diese auch IT-technisch integriert und bestens unterstützt werden können. Er sieht seine Rolle als aktiver Teilinitiator für Veränderungen im Unternehmen. Basis dafür ist ein umfassendes Wissen in technischen Belangen sowie ein Gespür für Trends und künftige unternehmensrelevante Entwicklungen im IT-Bereich. „Der IT-Leiter muss sich heute aktiv mit den Unternehmensprozessen auseinander setzen, um so zu erkennen, welche Anforderungen es vom Unternehmen heraus an die IT gibt.“
Der CIO ist in der Regel nicht Teil des Geschäftsprozesses der analysiert und verändert wird. Das ermöglicht es ihm, führt Gutmeier weiter aus, speziell bei bereichsübergreifenden Prozessen als Vermittler und Kommunikator aufzutreten und so für eine optimale IT- und Prozesslösung im Unternehmen zu sorgen.
Gutmeier sieht einige Entwicklungen, die den CIO in Zukunft stark betreffen werden und seine Aufgaben und Rolle im Unternehmen noch weiter verändern werden. Seiner Meinung nach wird der CIO in der Zukunft noch intensiver in die Geschäftsprozesse eingebunden werden. Zudem wird sich der CIO auch vielmehr mit "social network" und "cloud" auseinander setzen müssen.
Der gelungene Aufbau einer neuen IT-Abteilung in der IMMOFINANZ Group, in einem stark veränderlichen Umfeld, dass sich durch laufende Gesellschafts- Käufe und Verkäufe auszeichnet, und sein Fokus auf Unternehmensziele und Geschäftsprozesse machen Gutmeier zu einen der Top-CIOs 2011 und zu einem aussichtsreichen Kandidaten für den CIO Award. www.cioaward.at