Dienstag, 21. August 2012

Forderungsabsicherung und Liquiditätsmanagement bei internationalen Geschäften

Manfred Adlmanseder ist CFO der SML Maschinengesellschaft. Bei einer Vielzahl von internationalen Projekten in Asien, Südamerika und CEE hat er gelernt, auch in wirtschaftlich wechselhaften Zeiten bei langfristigen Projekten Liquidität zu sichern. Seit der ersten Kreditkrise hat sich das Risiko deutlich gesteigert. Im Interview erklärt der Finanzexperte wie er mit dem Risiko umgeht.


Was hat sich im internationalen Projektgeschäft seit 2008 geändert?

Am Anfang der Finanzkrise stand das Schlagwort von der "Kreditklemme". Die Banken kamen damals teilweise ihrer ureigensten Aufgabe, der Finanzierung der Wirtschaft, nicht mehr nach. Jene Unternehmen, die Ihre Liquidität nicht im Griff hatten standen plötzlich vor Zahlungsproblemen. Dazu kam ein in vielen Fällen drastischer Auftragseinbruch, durch den die im Projektgeschäft üblichen Anzahlungen ausbleiben. Auf der anderen Seite stieg das Ausfallsrisiko nicht nur bei Kunden und Abnehmern sprunghaft an, selbst Großbanken galten plötzlich nicht mehr als "too big to fail". Lokale Kreditmärkte sind auch jetzt noch häufig in ihrer Funktion eingeschränkt.
Parallel dazu hat sich aber auch das geopolitische Umfeld destabilisiert. Die Zahl der "failed states" steigt, Piraterie ist plötzlich wieder ein Thema, Phänomene wie der Arabische Frühling schaffen kein Klima für Wirtschaftswachstum und Investitionen, zumindest nicht kurzfristig.

Welchen Einfluss haben ‚Schuldenkrise‘ und Euro-Unsicherheit?

Die Schuldenkrise ist primär eine der öffentlichen Hand. Natürlich trifft es die Unternehmen wenn staatliche Aufträge ausbleiben. Das relativiert sich aber auf internationalen Märkten. Die Kapazitäten werden zusehends in Schwellenländern aufgebaut. Dort gibt es enormes Potential. Was die europäische Währung anbelangt, so kommt der Exportwirtschaft der derzeitige Eurokurs entgegen. Für uns wird es bei einem EUR/USD-Kurs über 1,30 in manchen Märkten schwierig.

Welchen Stellenwert hat Liquiditätsmanagement in Ihrem Geschäft?

Einen sehr hohen! Wir haben gerade ab Beginn der Finanzkrise erlebt, dass Unternehmen trotz voller Auftragsbücher zahlungsunfähig wurden. Im Projektgeschäft tätige Unternehmen finanzieren sich gewöhnlich in einem hohen Maß über erhalten An- und Zwischenzahlungen. Die Liquiditätsplanung ist im Projektgeschäft mit deutlich höheren Schwankungen der liquiden Mittel konfrontiert als in Produktionsbetrieben und zudem aufgrund der Auftragsgrößen deutlich schwerer planbar Hier gilt es sich zum einen von den Banken frei zu spielen und natürlich auch genügend rasch hebbare Liquiditätsreserven vorzusehen.

Haben Sie öfter Probleme mit Zahlungsausfällen?

Zahlungsausfälle kommen vor, die Frage ist dann nur wie man die Transaktionen strukturiert hat und wie man abgesichert ist. Grundsätzlich gilt es das Zahlungsausfallsrisiko so gering zu halten, dass ein positiver Deckungsbeitrag übrigbleibt. Das gelingt in der Regel nur, wenn man das Risiko eines Ausfalls entweder ganz an Dritte, z.B. Banken oder Finanzierungsinstitute auslagert oder zumindest eine Risikoteilung vornimmt. Also etwa eine Kreditversicherung mit anschließender Übernahme des Selbstbehaltes durch eine Kommerzbank, die in der Regel dann auch die Finanzierung übernimmt. Als Maschinen- und Anlagenbauer sollte man der Versuchung widerstehen selbst Bank zu spielen, auch wenn Zinsgewinne auf den ersten Blick oft verlockend erscheinen.

Welche strategischen Möglichkeiten gibt es sich abzusichern?

Vertrag, Versicherung und Bank - ich bevorzuge letztere. Verträge sind wichtig, in der Regel aber kein hinreichender Schutz vor Zahlungsausfällen. Kreditversicherungen, insb. die der ECA's, spielen trotz teilweise empfindlicher Prämien im Export eine entscheidende Rolle, sollen aber nicht mehr sein, als ein zusätzlicher "Fallschirm" und ersetzen nicht ein professionelles Risiko- und Forderungsmanagement. Die Bank verstehe ich als unverzichtbaren Partner im Exportgeschäft. Leider haben die Exportfinanzierungsabteilungen bei den österreichischen Banken nicht jenen Stellenwert den man sich von Seiten der Wirtschaft wünschen würde. Dazu kommt ein starker Fokus des Wiener Bankenplatzes auf CEE. Unsere Exporte aber gehen primär in die aufstrebenden Märkte in Fernost oder Lateinamerika aber auch in Schwellenländer wie Indien oder Indonesien. Hier sind die heimischen Banken gefordert die Exportwirtschaft zu begleiten.

DDr. Manfred Adlmanseder ist seit 2005 CFO der SML Maschinen GmbH. Davor war er Metall AG (AMAG) Leiter Konzernrechtsabteilung und Bereichsleiter Infrastruktur/Energie. Er studierte Rechtswissenschaften, Betriebswirtschaft, sowie Slawische Philologie. Seine Karriere begann er beim BMI und der Stadt Wien als Koordinator Flüchtlingsaufnahme

Am 22./23. Oktober hält er in Wien sein Seminar: Forderungsabsicherung und Liquiditätsmanagement bei internationalen Geschäften

Weitere Infos auf www.confare.at




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