Erik Händeler,
Bestseller Autor der „Geschichte der Zukunft“, Kondratjew Experte und
Zukunftsforscher war schon oft als Speaker bei Confare zu Gast. Im Gespräch
sagt er, was das Krisenhafte an unserer Zeit ausmacht, wie lange es andauern
wird und was er seinen eigenen Kindern rät.
Finanzsystem,
Wirtschaft, Gesundheits- und Bildungs-Systeme, Soziale Strukturen, Kultur – in
vielen Aspekten unseres Lebensbereiches herrscht geradezu permanente
Krisenstimmung und Veränderungsdruck – Leben wir in einer einschneidenden
Transformationsphase und bilden wir uns das nur ein?
Die alten Erfolgsmuster funktionieren nicht mehr, die neuen
noch nicht. Bisher haben wir mehr Wohlstand durch effizientere Maschinen und
Energienutzung erzeugt. Dabei wird nun der größte Teil der Arbeit
Gedankenarbeit - Planen, organisieren, eine Lösung finden, verstehen, was der
Kunde meint. Diese Art der Arbeit mit unstrukturietem, unscharfem WIssen ist
etwas Neues. Um da produktiv zu sein, brauchen wir andere Abläufe,
Organisationsmuster und Hierarchien.
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Was sind Deiner
Ansicht nach für Unternehmen die Schlüsselfaktoren für Zukunftssicherheit?
Kapital lässt sich überall in der Welt ausleihen, jeder kann
jede Maschine kaufen, jeder das Wissen vom Internet herunterziehen. Alle
Produktionsfaktoren sind austauschbar geworden, bis auf einen Unterschied: Der
Umgang mit Wissen. Und das ist immer auch Umgang mit Leuten, die man
unterschiedlich gut kennt, unterschiedlich gerne mag, und mit denen man
unterschiedlich viele berechtigte Interessensgegensätze hat. Die Art, wie Leute
miteinander umgehen, transparent entscheiden, fair und konstruktiv entscheiden
- das entscheidet nun den Wohlstand.
Wie lange kann die
Transformationszeit tatsächlich dauern?
Das hängt davon ab, wie lange die Menschen brauchen, die
nächsten Erfolgsmuster umzusetzen. Wenn Transport knapp wird, muss die
Eisenbahn gebaut werden, damit die Wirtschaft wieder florieren kann. Die
Menschen wollen sich aber nicht ändern, weil es auch immer Leute gibt, die
durch das Neue Macht verlieren, und weil niemand will, dass sein teuer
erworbenes Wissen weniger wert sein soll. Je länger die Menschen sich aber
gegen die Eisenbahn wehren, umso länger dauert die Stagnation mit
Arbeitslosigkeit und Verteilungskämpfen. Wenn es jetzt um ein gesundes
Arbeitsklima, einen Markt für Prävention und um ein kooperatives
Arbeitsverhalten geht, werden sich manche Regionen der Welt schneller anpassen,
weil die neuen Strukturen zu deren geistesgeschichtlichen Wurzeln passen, und
andere langsamer. Die Unruhe im Moment in der Welt ist eine Folge dieses
Strukturwandels.Erik Händeler beim Confare CIO SUMMIT |
Welche Erwartungen
darf die sogenannte Generation Y an die Zukunft haben?
Einerseits sind sie wenige und daher sehr gefragt. Ihre
Einstellungen begünstigen den Wandel zu flachen Hierarchien, allerdings darf
auch nicht der Respekt fehlen. Und wer von Mama immer herumgefahren wurde und
mit Mikrowelle und Tiefkühlpizza aufwuchs, der könnte sich noch wundern, wenn
jetzt in einer Wirtschaftskrise harte Zeiten kommen.
Welche Tipps gibt ein
Zukunftsforscher seinen eigenen Kindern für die Zukunft?
Sich einerseits möglichst breit bilden, weil wir in Zukunft
unser Spezialistenwissen in unterschiedlichen Firmen und Zusammenhängen
einfügen müssen. Und sich in einem Bereich zu spezialisieren, um etwas zu
können, was nur wenige können.
Eigene Phantasie entwickeln beim Lesen und selber Schreiben,
Fernsehen und Computer ist bei uns begrenzt. Sich ausreichend bewegen, um
Sauerstoff ins Gehirn zu bekommen und einen Körper, der auch noch im Alter
möglichst gesund ist. Sich mit Hurra auf Probleme einstellen, statt zu
versuchen, sich weg zu ducken. Und ja, glücklich sein.
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