Was sind die größten Herausforderungen beim Führen einer
IT-Abteilung aus der Sicht des CIO?
AL: In den vergangenen Jahren wurde
der Druck auf die IT-Mitarbeiter durch Kosteneinsparungsmaßnahmen, laufende
Prozessoptimierungen, steigernde Governance-Anforderungen, Globalisierung aber
auch durch die fast manische Suche nach dem Wertbeitrag der IT und die
exponentiell wachsende Innovationsspirale kontinuierlich stärker. Wir
reagierten darauf mit Anreiz durch Bonussysteme oder Lob bzw. mit Motivation
über Druck und Bewertungssysteme, was unsere IT Mitarbeiter oft zu innerer
Emigration, häufigen Jobwechsel und Flucht in Hedonismus oder sogar ins Burnout
führte. Als größte Herausforderung sehe ich, diesem Effekt entgegenzuwirken,
Selbstwertgefühlt, Zufriedenheit, Wertschätzung und respektvollen Umgang wieder
als höchste Werte zu etablieren und gleichzeitig den Anforderungen unserer
Stakeholder zu genügen. Mit der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach Marshall B.
Rosenberg habe ich eine hilfreiche Methode zur Unterstützung gefunden, um diese
Herausforderung leichter zu bewältigen.
Was bedeutet Gewaltfreie Kommunikation in der täglichen Praxis?
AL: Gewaltfreie Kommunikation in der
Praxis bedeutet für mich, ständig an mir selbst zu arbeiten und das neue
Paradigma anzuwenden, in dem ich die Gefühle und Bedürfnisse meiner Mitarbeiter
respektiere, in dem ich mehr beobachte als bewerte und auch in heiklen
Situationen empathisch reagiere. Es bedeutet aber auch gleichzeitig sowohl eine
Bereicherung des persönlichen Wohlbefindens als auch eine damit verbundene
Verbesserung des Klimas in der IT Abteilung.
Welche Auswirkungen gibt es auf Motivation und Leistung der
Mitarbeiter?
AL: Völlig unerwartet war das Ausmaß
der Wirkung sowohl auf die Motivation als auch die Leistung des gesamten Teams.
Bei leicht sinkenden Arbeitsstunden konnte bis zu 30% mehr Leistung erzielt
werden. Der Grund dafür liegt in der intrinsischen Motivation der Mitarbeiter
und der gewonnenen Zufriedenheit und Freude an der Arbeit, die nachhaltiger
wirkt als die bisher von mir angewandte Motivation über Druck oder schlechtes
Gewissen. Und letztlich spüre ich selbst große Freude an der positiven
Entwicklung in meinem Team.
Und auf die Rolle der IT im Unternehmen?
AL: Das bekannte Motto „IT drives
business“ aus vergangenen Zeiten war unter anderem begründet in der
integrativen Rolle der IT und in flächendeckende Interaktion mit allen
Fachabteilungen. Warum soll das nicht auch für kulturelle Änderungen gelten
können? Bei uns geschieht das jetzt jedenfalls so.
Welches sind die richtigen ersten Schritte um Führung und
Kommunikation zu verändern?
AL: Der erste und für mich
wichtigste Schritt ist, bei sich selbst mit dem Changeprozess zu beginnen, sich
in Selbstreflexionen der Situation bewusst zu werden und geeignete Schritte
abzuleiten. Und dann auf Zwang oder Druck beim Roll-out an die Mitarbeiter zu
verzichten.
Fotos vom 7. CIO SUMMIT finden Sie unter: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.10152285564400115.1073741847.158184005114&type=1
1 Kommentar:
Genau der notwendige Ansatz um mit derzeitigen und zukünftigen Strömungen synchron gehen zu können. Innerer Wachstum wird immer mehr zur Voraussetzung für ein zufriedenes, freudvolles und "erfolgreiches" berufliches u privates SEIN werden!
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