Freitag, 9. Oktober 2015

Die Digitalisierung schafft neue Berufe – Der Digital Konzepter als Schnittstelle zwischen Idee und Umsetzung

Wie kann ein Unternehmen, das erfolgreich sein Kerngeschäft betreibt, disruptive Geschäftsmodelle entwickeln? Wie findet man in der Fülle der technischen Möglichkeiten, die richtige Lösung für die eigenen Ideen? Die Digitalisierung verändert nicht nur bestehende Berufe sondern bringt ganz neue Berufsbilder hervor. Der Digital Konzepter fungiert als Katalysator zwischen Idee und Technik, kreativer Entwicklung und Umsetzung. Im Gespräch mit Ivan Siljic, der als Digital Konzepter bei der Agentur Ideengott arbeitet.

Warum ist die Digitalisierung unserer Wirtschaft für viele Entscheider so ein herausforderndes Thema?
Wir sehen in den verschiedensten Branchen, dass die klassischen Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung angegriffen werden und im schlimmsten Fall sogar die marktführenden Unternehmen fast völlig verschwinden.

Die digitale Innovation hat das Potential, disruptiv zu sein, und viele Startups nutzen diese Möglichkeit. Da es einem Unternehmen kaum möglich ist, sich selbst durch disruptive Innovation anzugreifen, sind die CIOs dieser Unternehmen nun in einem schweren Doublebind gefangen: Einerseits reicht erhaltende Innovation oft nicht aus, um das Geschäftsmodell ihres Unternehmens im Zuge der digitalen Transformation abzusichern, andererseits werden sie durch die herrschende Unternehmenskultur an Inputs oder gar Projekten in Richtung disruptiver Innovation gehindert.

Eines der bekanntesten Beispiele hierbei ist Kodak. Wie den meisten sicher bekannt sein wird, hat ein Mitarbeiter von Kodak als Erster einen Prototyp einer digitalen Kamera entwickelt. Dieses Projekt wurde damals von der Geschäftsführung mit strikter Geheimhaltung belegt, wodurch Kodak sich selbst abgeschafft hat, statt zum Innovationsführer der digitalen Fotographie zu werden.
Welche Hürden sind zu überwinden?

Generell haben die Abteilungen eines Unternehmens, die mit der Kommunikation des Produktes oder Services beauftragt sind, nur wenig Ahnung von Technologie, während die technologischen Teile wie die IT nur sehr rudimentäre Vorstellungen von der kommunikativen Ausrichtung ihres Unternehmens und deren Notwendigkeiten haben. Gerade bei Digitalisierungsprojekten kann dieser Graben auch sehr großen Konzernen das Rückgrat brechen. Mittlerweile sind sich die maßgeblichen Analysten zum Fall Nokia einig, dass die Silobildung innerhalb des Unternehmens der entscheidende Faktor beim Niedergang des Unternehmens war. Als jemand, der aus der Kommunikationsbranche kommt, aber einen technologischen Hintergrund hat durch Programmierkenntnisse in Javascript und php, kann ich eine Brückenfunktion bilden, um einen gemeinsamen Fortschritt im Unternehmen zu erreichen. "Welche Rolle spielt dabei ein Konzepter? Was sind seine Aufgaben?
Als Externer hat der Konzepter die Möglichkeit, auch disruptive Ideen zu entwickeln und zu präsentieren, ohne dass deswegen irgendjemand den Kopf verliert. Es gibt gute Beispiele, wo es den Unternehmen gelungen ist, die Digitalisierung zu umarmen und sogar ihr gesamtes Geschäftsmodell dahingehend zu transformieren.

Viele Ansätze können auch ruhig im Land der Ideen bleiben, bei manchen setzt man vielleicht zu einem Proof of Concept an. Es bestehen bereits erprobte Methoden wie Agile oder Scrum, wo man mit genau ausgearbeiteten Sprints die Entwicklung auch von Projekten mit nicht vollständig definierten Endzielen effizient gestalten kann. Grundsätzlich treibt der Konzepter so auf verschiedene Weise die Auseinandersetzung des Unternehmens mit der digitalen Transformation weiter.
Welche Fragen sollte man zu Beginn an den Konzepter stellen?

Interessanterweise sehe ich mich als Konzepter in der Situation des Fragestellers. Je mehr ich über meinen Kunden, dessen Geschäftsmodell, die visible und vor allem hidden Deliverables erfahre, desto fokussierter kann ich vorgehen. Es gibt Fälle, wo sich dieses Frage-Antwort Spiel über Monate entwickelt hat, weil in den aufeinanderfolgenden Gesprächen klar wurde, dass viele Antworten auf unbegründeten Annahmen basierten, und diese Annahmen erst Schritt für Schritt als richtig oder falsch verifiziert werden mussten.
Es ist ein gemeinsamer, kreativer Prozess, der durchaus auch fordernd sein kann. Man benötigt schon eine gewisse Leidenschaft dafür, gangbare Wege in komplexen Systemen zu entwickeln.

Wie sieht die Zusammenarbeit bei konkreten Projekten aus?

Die Modalitäten sind sehr individuell, da es kaum ein Digitalisierungsprojekt im Kontext eines bestimmten Unternehmens und dessen Kultur gibt, das dem anderen gleicht. Da muss man von Beginn an flexibel sein und Wege der Zusammenarbeit finden, die funktionieren.
Grundsätzlich ist der erste entscheidende Punkt, den es zu erreichen gilt, das Problem an und für sich konkret zu fassen und zu definieren. Aus der Kommunikationsbranche kommend ist mir sehr bewusst, dass wir Menschen gern Probleme als Lösungen kommunizieren, und in solchen Fällen ist dann eine Art reverse Engineering erforderlich. Da geht man dann Schritt für Schritt die Argumentationskette rückwärts ab, um auf die Frage zu kommen, die zu vorderst beantwortet werden muss.

Hat man diese Basis erreicht, ist schon viel gewonnen. In der Zusammenarbeit spürt man dann oft eine gewisse Erleichterung, dass man jetzt zumindest klar am Tisch hat, was wirklich Sache ist. Dann geht’s ans Recherchieren und kreative Entwickeln von Lösungsansätzen. In welchem Rahmen das passiert, ob allein oder im Team, mit welchem Zeithorizont, ob eventuell Evaluationsmaßnahmen erforderlich sind, bleibt der konkreten Dynamik überlassen.
Mein Bestreben in dieser Phase liegt darin, skalierbare Lösungsansätze zu entwickeln. Meistens gibt es verschiedene Optionen, die man beschreiten kann. Gemeinsam wird dann beraten, welche Option für das Unternehmen am sinnvollsten ist, und es werden weitere Schritte in Richtung Umsetzung festgelegt.

Bei der Confare Konferenz #Digitalize 2015 am 14. Oktober treffen sich mehr als 100 Top-Manager aus unterschiedlichen Branchen zum Erfahrungsaustausch und Networking. Details und Anmeldung zum umfangreichen Programm finden Sie hier. http://www.confare.at/11550_DE-7304_%23Digitalize_2015-Einfuehrung.htm

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