Web 2.0 wird oft missverstanden – es ist weder Hype, Geschäftsmodell noch Technologie. Auch der vielfach strapazierte Begriff des User generated Content greift zu kurz. Web 2.0 ist weit mehr. Es ist ein (wenn auch nicht ganz glücklich gewähltes) Wort, das beschreibt, dass wir einen guten Teil unserer Kommunikation und unseres Alltagsleben, sei es beruflich oder privat, ins Web verlagern.
Netzwerken über diverse social networks wie XING oder LinkedIn, Partner suchen über Chatrooms und Online-Vermittlungen, Telefonieren via VoIP oder Skype, Foto- und Office-Anwendungen, alles passiert im Netz.
Diese Verlagerung ist eine weitreichende Veränderung und führt natürlich mitunter zu Unsicherheiten. Google löscht nichts! Man kann kaum steuern, was über einen im Netz zu finden ist. Einigen fehlt die Lust, sich mit dem Internet zu befassen, oder sogar die Möglichkeit.
Das führt zum nächsten Missverständnis: Web 2.0 als Sicherheitsrisiko! Schon melden sich die ersten Paranoiker zu Wort: „Ich werde doch nicht meine Telefonnummer im Web bekannt machen, da könnte mich ja wer anrufen.“ Es soll auch schon passiert sein, dass jemand einen Job nicht bekommen hat, da der Personalentscheider so manche (Alkohol-) Leiche aus der Vergangenheit mittels Google zu Tage beförderte.
Doch was ist die Alternative – sich ganz aus dem Web zurückziehen? Wie soll das gehen? Also doch lieber mit etwas Bedacht (mit-)gestalten, was im Web zu finden ist (– man hängt sich ja auch nicht Zeugnisse trunkener Nächte ins Vorzimmer.)
Junge Leute, die ihre Jugend schon zum Teil im Netz verbringen, werden solche Probleme nicht mehr haben, da sich zwangsläufig ein sinnhafter Umgang mit den neuen Kommunikations-Möglichkeiten entwickeln wird. Durch die ungeheure Menge an Daten, die über Einzelne zur Verfügung stehen, wird der persönliche Kontakt wieder wichtiger werden, denn es wird kaum mehr möglich sein, die Information auszuwerten. Das Potenzial für staatliche Rasterfahndung im Web und die Auswertung unserer digitalen Footprints für kommerzielle oder gar kriminelle Ziele, gibt es mit oder ohne unser zu tun. Also glaube ich, es ist besser gemeinsam eine sinnvolle Nutzung der neuen Möglichkeiten voranzutreiben, als sich zu fürchten.
6 Kommentare:
Hallo Michael
willkommen in der Blogger Welt .
Schoener Artikel, meine kurze spontane Bemerkung. Furcht kommt oft nur dann zustande weil man Dinge unbekannt & unerforscht sind. MAn denke nur an den Anfang des 19 Jahrhunderts. Wenn man dort mit einem Auto der 30iger Jahre vorgefahren waere - haette dies Furcht ausgeloest. Hoeher- schneller - weiter kam erst spaeter ;-)
Insofern , Web 2.0? Einfach mitmachen und have no fear ;-)
LG
Gerry
Hi Gerry,
die Art wie Euer Blog gestaltet ist, war recht inspirierend!
Du hast recht, wir fürchten uns, weil´s neu ist. Aber nicht mit machen geht eh nicht - weil die viel zitierten Suff-Bilder eh auch von wem anderen veröffentlicht werden können. Auf der anderen Site sehe ich einen neuen Digital Divide, der drastischer sein könnte, als alles was man bisher angenommen hat - nämlich einen Ausschluß aus einem breiten Feld des Kommunitaionsprozesses!
Was meinst Du?
lg
Michael
Michael,
es freut mich das wir Inspiration sein durften.
Ja, ich gebe Dir vollkommen recht der Digital Divide ist auch jetzt schon sichtbar und das ist nur der Anfang.
Wer nicht dabei ist, wird Nachteile daraus haben. Sehe ich auch so.
Konsequenz waere dann - Aengste nehmen - und aufklaeren.
Wer zu spaet kommt den bestraft das Leben ;-)
Gerry
Hi Gerry,
vorsicht, ist nicht nur eine Frage von Geschwindigkeit und Ängsten, sondern auch eine Frage des Geldes, der Region (z.B Beschränkung in China, Afrika ...)
Ohne schwarz malen zu wollen - hier bahnt sich ein neues Gefälle an, das weiter destabilisierend sein kann.
Ein anderes Statement, das recht kritisch zu beurteilen ist, ist der Web 2.0 Schlachtruf: Die Community hat immer Recht - das ist nämlich ziemlich undemokratisch und aus der Sicht von Minderheiten schwierig.
Danke für die Diskussion, das Thema ist glaub ich nicht unwichtig!
lg
Michael
Ein anderes Statement, das recht kritisch zu beurteilen ist, ist der Web 2.0 Schlachtruf: Die Community hat immer Recht - das ist nämlich ziemlich undemokratisch und aus der Sicht von Minderheiten schwierig.
... und in allen Bereichen, wo es schlicht und einfach um Fachwissen geht, ist er schlicht und einfach falsch. "2+2=5" wird nicht richtig, nur weil alle Blogs es so verkünden.
Und, ja, ich kenne und schätze die Ideen des Konstruktivismus - aber nicht alle Probleme sind rein konstruiert: Ein Affe, der eine falsche Vorstellung von einem Ast hat, ist nicht lange ein lebendiger Affe.
Viel spannender ist dann die Frage, wie man die "2+2=5" Probleme von den "Wie retten wir die Welt vor der Klima-Katastrophe" Problemen trennen kann - wenn das überhaupt geht.
Empfehlenswert für eine sehr gute Meta-Theorie: The Case for Clumsiness (IIASA, M. Verweij et al.
Danke für den Beitrag, hat mich zu einem Post motiviert - Digital Divide, Demokratie und Web 2.0
lgm
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