Seit 2013 verantwortet Wolfgang Scheibenpflug die Entwicklung des Immobilienstandorts Flughafen Wien. In dieser Zeit hat sich viel getan, vor allem auf Nachhaltigkeit wird ein besonderer Fokus gelegt. Das zeigt sich in den Zertifizierungen nach DGNB und OGNI Standards und zwar nicht nur auf Gebäudeebene sondern auch an der Quartierszertifizierung. Diese war im November 2015 ausschlaggebend für den Gewinn des Green & Blue Building Awards.
Wolfgang Scheibenpflug im Interview
.
Laut Ihrer
Unternehmensstrategie sehen Sie im Segment Retail & Properties
beträchtliches Wachstumspotenzial. Wie stark kann bzw. soll der Anteil am
Gesamtumsatz in den kommenden Jahren steigen?
Non Aviation nimmt am Flughafen Wien einen immer größeren Stellenwert ein,
bereits heute macht dieses Segment über ein Drittel des Gesamtumsatzes der
Flughafen Wien AG aus. Unser klares Ziel ist es, hier weiter zu wachsen. Dafür
haben wir schon einige neue und für Passagiere sehr attraktive Angebote
entwickelt: Zum Beispiel kann man seinen Parkplatz schon im Voraus online
buchen.
Bitte
umschreiben Sie in einigen Sätzen die Eckpfeiler Ihres Standortprojekts Airport
City (Zeitrahmen, geplante Investitionen). Was
sind die nächsten großen Meilensteine bzw. Entwicklungsvorhaben im Rahmen des
Projekts Airport City Vienna (Gewerbefläche bei Fischamend)?
Die Entwicklung zur Airport City geht gut voran – so hat kürzlich ein
großes Fitnesscenter am Flughafen eröffnet, Kühne & Nagel hat ihre
Unternehmenszentrale hierher verlegt, EVA Air und Eurowings haben hier ihre
Büros bezogen und es sind neue Betriebsansiedlungen durch Makita und Cargo
Partner entstanden. Insgesamt ist die Zahl der Beschäftigten um 500 gewachsen. In
Kürze erfolgt der Spatenstich zum neuen Moxy-Hotel, das 2017 in Betrieb gehen
soll. Im Mittelpunkt des Airport City-Konzepts stehen neben der Vielfalt der Dienstleistungen am Standort vor allem die ganzheitliche Betrachtung und das Zusammenwirken der einzelnen Partner entlang der Wertschöpfungskette. Im Frachtbereich bedeutet das zum Beispiel, dass man sich nicht nur auf die eigene Logistikkompetenz am Flughafen konzentriert, sondern darüber hinaus auch potenzielle Partner und Dienstleister adressiert, für die ein gut aufgestellter Logistikstandort wie der Flughafen von Nutzen ist und die auch miteinander Synergien teilen. So profitiert der Werkzeughersteller makita mit seinem Logistikunternehmen Cargo Partner von der Nähe zum Airport, weil dadurch Lieferzeiten stark beschleunigt werden können.
Der Ausbau der Airport City hat für uns auch weiterhin hohe Priorität. Das Interesse an Flächen am Flughafen-Standort ist groß und wir werden zuversichtlich, in den nächsten Jahren noch einige neue Partner begrüßen zu können. Dafür werden wir auch in den Standort investieren: So beginnen 2016 die Vorbereitungen für den Office Park 4 und großangelegte Sanierungsarbeiten an einer Start- und Landepiste. 2016 wird der Flughafen Wien rund 95 Mio. Euro investieren.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein in diesem Zusammenhang?
Nachhaltigkeit hat großen Stellenwert für die Flughafen Wien AG. Die erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass es möglich ist, wirtschaftlich wesentlich produktiver zu werden und gleichzeitig die Kundenzufriedenheit und Servicequalität zu steigern, sowie den Energieverbrauch und die Umweltfreundlichkeit zu verbessern. Wir konnten in allen wesentlichen Dimensionen signifikante Fortschritte erzielen, die wir auch in unserem neuen Nachhaltigkeitsbericht zusammengefasst haben. So ist der Flughafen Wien seit kurzem nach dem europäischen Umweltmanagementsystem EMAS zertifiziert und wir haben mehr als 100 Maßnahmen durchgeführt, die zu einer wesentlichen Reduktion des Energieverbrauchs, des CO2 Ausstoßes und zu einer Erhöhung der Energieeffizienz geführt haben. Der Erfolg dieser Strategie wird auch von Experten anerkannt. So war die Airport City Vienna der erste Standort in Österreich, der von der „Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft“ (ÖGNI) die Quartierszertifizierung für nachhaltige Immobilienentwicklung erhalten hat. Im Herbst 2015 wurde dem Flughafen Wien auch der Green & Blue Building Award verliehen.
Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Ihren Büroflächen (wichtige Ansiedelungen der letzten Zeit)? Wie hoch ist derzeit die Leerstandsrate?
Die
Nachfrage ist groß, wir arbeiten daran, neue Büroflächen zu entwickeln. Kühne +
Nagel hat seine Unternehmenszentrale mit über 120 Beschäftigten an den
Flughafen verlegt, EVA Air und Eurowings
haben ebenfalls Bürostandorte bezogen. Deshalb arbeiten wir bereits an den
Vorbereitungen für die Erweiterung unserer Büro-Kapazitäten mit dem Office Park
4. Auch haben wir vor kurzem Grundstücksflächen von rund 25.000 m² im
Kernbereich des Flughafens übernommen, wo wir großes Entwicklungspotenzial
sehen.
Insgesamt
bietet der Flughafen Wien auf dem Bürosektor attraktive Möglichkeiten. In den
Office Park-Gebäuden werden bestens ausgestattete Büroflächen und
Conferencing-Räume angeboten, die sich zudem für Meetings und
Firmenveranstaltungen eignen, so stehen etwa 21 Tagungsräume mit modernster
Technikausstattung zur Verfügung, Veranstaltungen für bis zu 600 Personen sind
am Standort möglich.
Welche Art von Unternehmen möchten Sie ansprechen bzw. wie schaut derzeit der
Branchenmix unter Ihren Büromietern aus?
Die Mieterstruktur
am Flughafen Wien umfasst vor allem Unternehmen, die für das Kerngeschäft
Luftfahrt relevant sind, wie Airlines, Luftfahrtdienstleister,
Cateringlieferanten und Speditionsunternehmen, aber auch passagiernahe
Betriebe, wie Einzelhandels- und Gastronomiebetriebe. Unser Ziel ist es, in
beiden Bereichen auszubauen – so hat vor kurzem auch ein Fitnesscenter am
Standort eröffnet.
Wie hat sich zuletzt das Retail- bzw. Gastro-Segment entwickelt bzw. wie hoch
ist hier die Leerstandsrate? Welche nennenswerten Mieter konnten Sie gewinnen?
Wir haben
das Einkaufsangebot am Airport umfassend erweitert und sind nahezu voll
ausgelastet. Über 120 Shops haben in den letzten drei Jahren neu eröffnet. Ganz
aktuell ist der Victorias Secret-Shop im Terminal 3, nun gibt es zwei Shops
dieser Marke am Flughafen. Die eine oder andere Neuigkeit wird es aber
auch 2016 noch geben. Das Retail- und Gastro-Geschäft am Airport läuft gut, die
Erlöse sind in den ersten drei Quartalen des Jahres 2015 um 8,3 % gestiegen.
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