- Was war
die Ausgangslage für die Neupositionierung Ihrer IT?
Die Lufthansa Global Business Services (LGBS) wurde 2013 als
neue Gesellschaft innerhalb der Lufthansa Gruppe gegründet. Mit Jahresbeginn
2014 bestand die Mannschaft der LGBS i.W. aus der Leiterrunde, d.h. der
Geschäftsführung, den 9 „direct reports“ sowie einigen wenigen Mitarbeitern. In
der IT gab es den CIO sowie einen Mitarbeiter. Danach erfolgte eine Reihe von
Betriebsübergängen, die dann auch IT Teams mitbrachten. Am Ende des Jahres 2014
hatte die IT bereits 6 Teams mit insgesamt ca. 100 Mitarbeitern.
Natürlich bringt eine solche Entstehungsgeschichte vielfache
Probleme mit sich. Jedes Team hat eigene Prozesse, Tools und vor allen Dingen
seine eigene (Arbeits-) Kultur. Aus dieser heterogenen Ausgangslage galt es
eine schlagkräftige IT-Abteilung zu formen.
- Was waren
die Erfolgsfaktoren um den Veränderungsprozess erfolgreich zu gestalten?
Im Rahmen von Betriebsübergängen ist es wichtig, die
Leistungs- und Know-how Träger von der neuen Gesellschaft zu überzeugen.
Darüber hinaus muss man sich die einzelnen Teamstrukturen genau ansehen und
insbesondere Meinungsführer für die neue Abteilung gewinnen. Hat man den
Übergang erst einmal erfolgreich, d.h. mit operativer Stabilität, überstanden,
kann man sich den integrativen Aufgaben zuwenden.
Um aus der heterogenen Struktur der Abteilung zu einem
homogenen Zielbild zu gelangen, benötigt man möglichst viele „Change-Agents“
aus den eigenen Reihen. Wir haben dazu verschiedene Arbeitsgruppen gebildet,
die sich um Themen wie Mission-Statement der IT, Strategische Ausrichtung als
Demand IT, Dokumentations¬richt¬linien etc. kümmerten. Für diese Gruppen konnte
sich jeder melden und konstruktiv mitarbeiten.
Ich bin davon überzeugt, dass Veränderung nur funktionieren
kann, wenn die Mitarbeiter ausreichend Möglichkeiten haben, sich selbst
einzubringen.
- Welchen
Einfluss hat der Digitale Wandel auf Ihre Aufgabe und Rolle?
Die LGBS ist ein Shared Service Center (SSC) für die
Prozessbereiche HR, Finance, Procurement und Revenue Accounting. Als SSC geht
es natürlich darum, die Prozesse zu standardisieren und, unter Ausnutzung von
offshore-Potentialen, möglichst kostengünstig zu produzieren. Somit legen viele
SSC heute den größten Schwerpunkt auf Migration ihrer Operations in Länder mit
günstigeren Arbeitskosten. Auf Dauer wird diese Optimierung allerdings Grenzen
erreichen. Somit bleibt der zweite große Hebel der SSC: die Standardisierung
und die damit mögliche höhere Automatisierung der Prozesse.
Aus meiner Sicht muss der SSC CIO diese Standardisierung und
Automatisierung IT-seitig strategisch vorantreiben. Das ist im ersten Schritt
schwierig, weil bei vielen SSC die Migration zu offshore-Standorten oberste
Priorität genießt. Durch die Standardisierung und Automatisierung werden aber
mittel- und langfristig sowohl höhere Qualitätslevel, als auch umfangreichere
Auswertungsmöglich¬keiten realisierbar, die dann auch höherwertigere
Serviceangebote der SSC generieren
werden. Somit sehe ich den digitalen Wandel auch als zentralen Treiber für die
Weiterentwicklung der Shared Service Center.
- Welchen
"menschlichen" Herausforderungen sehen Sie sich als CIO gegenüber -
und wie gehen Sie damit um?
In meinem konkreten Fall als CIO der LGBS sehe ich nach wie
vor große Herausforderungen in der Integration meiner einzelnen Teams. Auch 1-2
Jahre nach einem Betriebsübergang ist bei manchen Mitarbeitern immer noch ein
Vorbehalt gegenüber der neuen Gesellschaft spürbar. Hier ist viel Geduld und
Nachhaltigkeit gefordert, um zu einem neuen Abteilungs-Spirit zu kommen.
Generell haben wir in der IT heute allerorten mit der
Beschleunigung der Prozesse und dem Bedarf nach Agilität zu kämpfen. Die „IT
der zwei Geschwindigkeiten“, die von vielen gefordert oder postuliert wird,
muss von den Mitarbeitern auch umgesetzt und gelebt werden. Dazu ist viel
Veränderung notwendig. Die klassischen IT-Tugenden wie Stabilität, (Daten-)
Qualität und strategische Planung werden durch agile Entwicklungen und
Projektmethoden teilweise abgelöst oder weiterentwickelt. Dies erfordert neue
IT-Tugenden, die wir trainieren und umsetzen müssen.
Aus meiner Sicht werden die internen Mitarbeiter der
IT-Abteilung weiter an Bedeutung gewinnen. Die Steuerung der IT der zwei
Geschwindigkeiten stellt hohe Anforderungen an jeden einzelnen von ihnen. Die
dafür benötigten Skills müssen wir weiter entwickeln und dauerhaft im
Unternehmen verankern. Hier ist intensives HR-Management gefragt.
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