Am 19. April
2016 fand der 2. Ghezzo-Immobilienfachbeirat statt. Ziel des Meetings im Palais
Hansen Kempinski war es aktuelle Trends in der österreichischen
Immobilienwirtschaft zu identifizieren. Es diskutierten leitende Manager,
Geschäftsführer und Vorstände österreichischer Immobilienunternehmen – Projektentwickler, Bauträger, Makler und
Immobilien-Manager verfolgen die Immobilie in jeder Phase des Lebenszyklus und teilten an diesem Abend ihre Einschätzungen über die aktuellen Trends und Herausforderungen für die Branche.
- Ing.-Mag. (FH) Gregor Drexler, Bereichsvorstand Asset Management, CA Immo Deutschland
- Andreas Holler, B.Sc, Geschäftsführer, BUWOG Group
- Mag. Dr. Alexander Kopecek, Vorstand, Wien 3420 Aspern Development AG
- Dr. Andreas Köttl, Vorstand, value one holding AG
- Dr. Eugen Otto, Otto Immobilien
- DI Michael Pech, MRICS, Vorstandsmitglied, Österreichisches Siedlungswerk Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft
- Herwig Michael Peham, Leitung Investment und Prokurist, EHL Immobilien GmbH
- Mag. Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter Immobilien- und Standortmanagement, Flughafen Wien AG
- KR Georg Spiegelfeld MRICS, REV, Geschäftsführer, Spiegelfeld Immobilien GmbH
- Mag. Christian Traunfellner, Leiter Operations Österreich und Leiter Büroimmobilien International, Immofinanz AG
- MMag. Peter Christian Ulm, Vorsitzender des Vorstandes 6B47 Real Estate Investors AG
- Mag. Friedrich Wachernig, Vorstandsmitglied, S IMMO AG
Schon das
Eingangsstatement von Peter Ulm – CEO der 6B47 Real Estate Investors bringt eine gute
Übersicht der aktuellen Trends und Herausforderungen. Deutschland ist der ganze
klare Fokus der österreichischen Immobilienunternehmen, besonders attraktiv
sind die Chancen in Berlin. Was aber viele Projektentwicklungen behindert, sind
die extrem hohen Grundstückspreise. Andererseits ist es ein guter Zeitpunkt
Immobilien zu verkaufen, da viel Liquidität und wenig Angebot sehr gute Preise
garantieren. Doch könnte diese Liquidität auch ein Ende finden – eine
Befürchtung die einige Fachbeiräte teilen.
Andreas Holler - Geschäftsführer in
der BUWOG Group – zeigt einen weiteren Faktor auf, der neben den hohen Preisen
auf dem Immobilienmarkt, die Kosten bei Projektentwicklungen in die Höhe
treibt: die gesetzlichen Normierungen und die langen Genehmigungsprozesse
bedeuten immense Kosten. Dabei spielen die Overheads eine wichtige Rolle.
Holler weist darauf hin, wie wichtig es für ein stark wachsendes Unternehmen
ist, dass sowohl interne Prozesse als auch die Unternehmenskultur entsprechend
gepflegt werden.
Für Christian Traunfellner – Leiter Operations Österreich und
Büroimmobilien International der Immofinanz AG – steht die Erhöhung der
Vermietung der Büroimmobilien im Portfolio im Mittelpunkt. Die Immofinanz
konnte diese im laufenden Geschäftsjahr um rund 7% steigern. Dies geschah vor
allem durch die Verstärkung dezentraler Leasing-Teams und engere Kooperationen
mit lokalen Maklern. Die zukünftig geplante Kooperation mit der CA Immo wird
die Immofinanz natürlich auch beschäftigen.
Die Entwicklung
der Airport City nach Vorbild von Standorten wie Frankfurt u. Amsterdam
Schiphol ist das Ziel von
Wolfgang Scheibenpflug - Geschäftsbereichsleiter Immobilien- und Standortmanagement, Flughafen
Wien AG. So wird der Office Park 4 geplant und 2017 wird das in Modulbauweise
errichtete zweite Hotel am Flughafen Wien eröffnet: das Moxy Hotel - ein Budget-Hotel von Marriott.
Wachstum und Expansionskurs beschäftigen Andreas
Köttl – Vorstand der value one holding. Man konzentriert sich auf Wohnbau und
temporäres Wohnen. Projekte in Budapest und Den Haag sowie das neue
Planungsgebiet zur Erweiterung des VIERTEL ZWEI in Richtung Stadion sind
Schwerpunkte. In Deutschland gestaltet sich die Standortsuche auf Grund der
teuren Immobilienpreise schwierig. Studentisches Wohnen und temporäre
Wohnungsangebote mit Top-Ausstattung und zu hohen Preisen sind Produkte, die
entwickelt werden. Qualifiziertes Personal zu finden, steigende
Overheadkosten und das Aufrechterhalten
der Unternehmenskultur sind unternehmerische Herausforderungen.
Herwig Michael Peham - Leitung Investment
und Prokurist, EHL Immobilien GmbH - ortet einen großen Beratungsbedarf bei den vielen neu auf den Markt
drängenden Playern, insbesondere aus dem mittleren und Fernen Osten. Diese
Investoren haben die russischen Käufer, die noch vor einigen Jahren eine nicht
unbedeutende Rolle am österreichischen Markt gespielt haben, zusehends ersetzt.
Da diese neu auf den Markt kommenden
Investoren mangels eigener Strukturen vor Ort sehr häufig die ganze
immobilienbezogene Dienstleistungspalette nachfragen und diese gerne auch aus
einer Hand beziehen, gewinnt der ganzheitliche Beratungsansatz von EHL immer
mehr an Bedeutung. Durch das jüngste EHL-Standbein, das Property
Management/Hausverwaltung ist man sehr gut auf diese Entwicklung vorbereitet.
Das spiegeln auch die vielen in letzter Zeit gewonnenen Verwaltungsmandate
wieder.
Für Eugen Otto –
Geschäftsführer und Eigentümer der Otto Immobilien GmbH - Schwerpunkt im
Unternehmen, das heuer 60 Jahre besteht, ist es, die Entwicklung der
Unternehmenskultur nachhaltig zu fördern, was durch Schulungen sämtlicher
Mitarbeiter in „mediativen Kompetenzen“ regelmäßig erfolgt. Aufgrund der massiv
gestiegenen Erwartung der Kunden an Markttransparenz wurde der Bereich
wissenschaftlicher Research von Marktdaten wesentlich verstärkt. Aufgrund rasch
voranschreitender Veränderung aller Segmente in der Immobiliendienstleistung
sind neue Konzepte zur Digitalisierung des Marktes erforderlich; neben neuen,
leistungsorientierten Honorargrundsätzen wird „Multiple Listing System“ oder
der „Online Agent“ Bestandteil der Zukunft des Berufes sein müssen. Mutige
Veränderungen und die ehrliche Akzeptanz des qualitativen und quantitativen
Wohnungsmangels in der Politik muss herbeigeführt und gewährleistet werden. Ein
spannendes Beispiel aus Hamburg: ein hotelähnliches Appartementhaus, das
höchste technische und Servicestandards in Sachen Automatisierung und Komfort
verwirklicht, erzielt mehr als den doppelten Mietertrag. Eugen Otto erwartet,
wie viele seiner Kollegen, dass die Immobilienpreise nicht generell weiter
steigen werden sondern nur in Nischensegmenten.
Für Michael Pech - Vorstandsmitglied des Österreichischen
Siedlungswerks Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft - ist die Grundstücksakquise eine der größten
Herausforderungen. Was man früher abgelehnt hat, würde man jetzt durchaus in
Betracht ziehen. Der Trend geht zu kleineren Wohnungen, da die
Haushaltseinkommen stagnieren. Eine Entwicklung wie in London – wo
innerstädtisches Wohnen kaum leistbar ist – ist auch in Wien möglich. Auf die
Zukunft stellt sich die ÖSW ein, indem diese massiv auf Produktentwicklung
setzt und sich bemüht Trends zu antizipieren. Interessantes Entwicklungsgebiet
ist die Achse Bratislava – Wien. In Wien selbst ist eine Nachverdichtung im
Immobilienbestand kaum möglich, da die mietrechtlichen und bautechnischen Voraussetzungen nicht
gegeben sind.
Gregor Drexler - Bereichsvorstand Asset
Management - CA Immo Deutschland entwickelt zur Zeit Büroimmobilien und
Wohnungen in Deutschland. Dabei sieht er sich Trends in NY, London und anderen
Metropolen an. Wesentlich sind die sich im Bestand befindenden Objekte. Diese
müssen ständig verbessert und entwickelt werden. Damit schafft die CA Immo eine
Auslastung von 95% ihrer Büroimmobilien. Flächen für neues Arbeiten zu schaffen,
ist wichtig. Dabei wird das Immobilienunternehmen auch zum Berater. Der
Standort Berlin hat eine enorme Aufwertung hinter sich. Man könnte Parallelen
zum Immobilienstandort Wien ziehen. Unternehmerisch gilt es gut qualifizierte
Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden u.a. durch Jobrotation.
Laut Alexander
Kopecek – Vorstand der Wien 3420 Aspern Development AG – muss das Wachstum
von Wien in den nächsten Jahren mit größtmöglicher Flexibilität, gelöst werden. Bei einem Zuzug von 43.000 Menschen pro Jahr bräuchte man vier Entwicklungsgebiete wie Aspern. Viele Flächen sollten durch Nachverdichtung ermöglicht werden, das wäre infrastrukturschonend für die Kommune. Preiswert und klein, das ist der Trend im Wohnen. Günstige Betriebskosten sind ein wichtiger Punkt. Eine Überlebensfrage der urbanen Gebiete ist die Ermöglichung von Arbeiten und Wohnen am selben Ort. In der Seestadt zeigen sich interessante Industrie 4.0 Anwendungen, die eine Industrialisierung der Stadt - Urban Manufacturing - möglich machen können, das ist der richtige Weg für die Kommunen Eine interne Herausforderung für die 3420 Aspern Development AG ist, Zukunftstrends und Entwicklung zu realisieren.
von Wien in den nächsten Jahren mit größtmöglicher Flexibilität, gelöst werden. Bei einem Zuzug von 43.000 Menschen pro Jahr bräuchte man vier Entwicklungsgebiete wie Aspern. Viele Flächen sollten durch Nachverdichtung ermöglicht werden, das wäre infrastrukturschonend für die Kommune. Preiswert und klein, das ist der Trend im Wohnen. Günstige Betriebskosten sind ein wichtiger Punkt. Eine Überlebensfrage der urbanen Gebiete ist die Ermöglichung von Arbeiten und Wohnen am selben Ort. In der Seestadt zeigen sich interessante Industrie 4.0 Anwendungen, die eine Industrialisierung der Stadt - Urban Manufacturing - möglich machen können, das ist der richtige Weg für die Kommunen Eine interne Herausforderung für die 3420 Aspern Development AG ist, Zukunftstrends und Entwicklung zu realisieren.
Sekundär-Märkte
in Deutschland wie Dresden, Leipzig, Magdeburg und Rostock sind für Friedrich
Wachernig – Vorstandsmitglied der S IMMO AG – neben Berlin ebenfalls interessant
und von Berlin aus gut erreichbar. Auf dem Büromarkt geht es wieder weg vom
reinen Großraumbüro hin zu flexibleren Lösungen und Mischformen. Startups sind
eine interessante Zielgruppe. Diese wollen etwas komplett anderes.
Fahrradstellplätze gewinnen an Bedeutung. Beim Wohnen in Berlin geht der Trend
zum Eigentum. Niedrige Zinsen und Flucht ins Beton-Gold stehen dabei einem
steigenden Preisniveau gegenüber. Aus dem Hotelsegment möchte sich die S IMMO
tendenziell zurückziehen, sofern der Preis stimmt. Der Bestand bringt gute
Erlöse, wenn man laufend auch wieder investiert und die Immobilien attraktiv
hält. Intern ist die größte Herausforderung gute Mitarbeiter zu finden.
Georg Spiegelfeld ist in Serbien, Österreich und
Deutschland tätig. Er sieht das Thema Zuwanderung und den daraus resultierenden
Wohnungsmangel als größte Herausforderung für die Immobilienwelt. Leistbares
Wohnen ist gefragt. Geförderte Wohnungen
müssen günstiger werden. Eigentumswohnungen müssen günstiger produziert werden.
Hier liegt viel Verantwortung bei der Politik. Ebenso was das unsoziale
Mietrecht angeht. Für kleine Makler wird es durch Digitalisierung und
Internationalisierung schwieriger. Ist das Ende der Großen Liquidität gekommen?
Immerhin geht die Kaufpreisentwicklung
immer noch stark nach oben.
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