Michael Leber, Agile Experts e.U., Lean & Agile Coach, anlässlich
des Confare Seminares „Kanban Leadership Perspektiven“ über den Einsatz von
Kanban in der IT und wie sich die Rolle der IT im Unternehmen verändert. Anmeldung
und Details zum Seminar am 26. April in Wien finden Sie hier
Warum sollten sich IT-Entscheider dem Thema Kanban widmen? Worin besteht der tatsächliche Nutzen?
Warum sollten sich IT-Entscheider dem Thema Kanban widmen? Worin besteht der tatsächliche Nutzen?
Nun dafür sollten wir uns vorweg der Frage zuwenden, was
IT-Entscheider derzeit insgesamt bewegt. Da ist erstmal das Thema der
Positionierung. Die IT kann für die zukunftsweisende Ausrichtung eines
Unternehmens längst nicht mehr als reines Cost Center geführt werden. Kaum eine
Branche, in der die IT-Capabilities nicht integraler Faktor der Produkt- und
Dienstleistungspalette wären. Denken wir nur an „Big Data“, so wird klar, dass
der IT-Faktor endgültig über die Wettbewerbsfähigkeit mitbestimmt. Das
„Internet of Things“ haucht den Produkten mit Hilfe von IT-Technologie
Eigenleben ein und schraubt die Challenge „Big Data“ exponentiell weiter nach
oben.
In Anlehnung daran geht auch die „Digitalisierungswelle“
weiter - ein vermeintlich neuer Hype, von dem so manche noch gar nicht wissen,
was er bedeuten kann. Fest steht, dass da plötzlich und völlig ungebeten neue
Dynamiken rund um Mobiltechnologien, Apps und eine schlanke Gründerwelle
entstehen. Eine schier endlose Vernetzung bei drastisch sinkenden
Transaktionskosten tragen dazu bei, dass binnen kurzer Zeit bestehende
Industrien und Geschäftsmodelle mit neuartigen Services aushebelt werden. Die
Hoffnung darauf, dass sich das wieder legt, mag getrost verworfen werden.
Dies stellt IT-Organisationen, IT-Strategien und vor allem
deren Umsetzung auf neue Belastungsproben, wenn Märkte neue Taktzahlen vorgeben
und sich weitestgehend regelmäßig neu erfinden. Außerdem soll es schon
vorgekommen sein, dass die eine oder andere IT Organisation von Überlast,
diffusen Fragestellungen in Hinblick auf Portfolioentscheidungen, aber auch von
Qualitätsproblemen geplagt wurde. Bleibt da also unterm Strich weiter die
Hoffnung auf größer angelegte Change-Programme, die eine endgültige Befreiung
einläuten könnten? Aber das hatten wir doch auch schon das eine oder andere Mal
bei durchwegs durchschnittlichem Erfolg?!
Fasst man die Agenda für IT-Entscheider willkürlich
zusammen, so geht es wohl immer noch um die Auflösung der Krux rund um:· den Fokus auf die richtigen Themenfelder, möglichst synchron oder gar integriert mit dem Kerngeschäft
· dazu der Abgleich der Leistungsfähigkeit der IT-Organisation mit geschäftlichen Risiken und Opportunities
· somit unweigerlich die Verbesserung der Reaktionsfähigkeit und Ansprache gegenüber Stakeholdern
· last but not least, die Steigerung der Servicequalität
All das soll jedoch unter oft widersprüchlichen Bedingungen
stattfinden, wie z.B. Kostendruck und dem gleichzeitigen Ruf zur Nivellierung
der Arbeitslast. Klagen doch die einen oder anderen IT-Organisationen über eine
zunehmende Zahl an Krankenständen oder gar an Burn-outs.
Und nun wieder zurück zu Kanban - wo setzt Kanban hier an?
Kurz gesagt, die Agenda von Kanban verfolgt die nachhaltige Steigerung der
Effektivität einer Organisation auf vier Ebenen:
·
Fokus auf die richtigen Themenfelder und
Aufgaben (Leistungsportfolio, Projekte und Services)
·
Leistungserstellung in laufenden Projekten und
Services
·
Delivery in Richtung der interessierten
Stakeholder
·
sowie eine fundierte laufende Verbesserung des
gesamten Geschäfts
Damit fungiert Kanban als Motor für ein fortlaufend
evolutionäres Change Management, das nicht nur hilft, ein aktuelles
Leistungsportfolio besser auszurichten, sondern vor allem auch die Sensorik für
künftige Optionen quer durch die Organisation zu etablieren.
Was unterscheidet Kanban von anderen Agilen Herangehensweisen?
Die Kanban Methode selbst versteht sich eigentlich gar nicht
als Agile Herangehensweise, wie man sie vielleicht von Scrum her kennt. Kanban
ist vielmehr ein Katalysator, mit Hilfe dessen die Geschäftsagilität durch
variantenreiche Bedienung der oben genannten 4 Stellhebel gesteigert werden
kann. Kanban kommt auch nicht mit neuen Prozessen oder Rollen ins Unternehmen.
Vielmehr adressiert es die Verbesserung dessen, was bereits da ist - bestehende
Prozesse, egal ob klassische Life-Cycle-Prozesse, Scrum oder ob hauseigenes
Vorgehen. Kanban wirkt also in der klassischen Welt ebenso wie in der agilen.
An die Stelle des Versprechens neuartiger Methoden tritt ein individuell
dosier- und konfigurierbarer Zugang, der bei Bestehendem ansetzt, aber wie ein
unerbittlicher Spürhund jede Menge Optionen zur Verbesserung aufgreift. Und die
Ergebnisse können sich sehen lassen: 400% Steigerung des Durchsatzes, 50-90%
Reduktion von Durchlaufzeiten und all das bei Steigerung von Qualitäten, sind
absolut keine Seltenheit.
Mit Hilfe von Kanban steigern IT-Organisationen nachhaltig
ihre Performance und entwickeln gleichzeitig ein immer besser werdendes
Instrumentarium in der Handhabe aktueller Herausforderungen auf allen Ebenen.
Damit schaffen sie Raum für eine höhere Flexibilität im Umgang mit künftigen
Geschäftsoptionen.
Gibt es Spezifika für den Einsatz von Kanban in einer IT-Abteilung, im
Vergleich zu anderen Business Units?Eigentlich war ja oben immer wieder von IT-Organisationen die Rede. Und eigentlich trifft diese einschränkende Sicht gar nicht zu. Richtig ist nämlich, dass sich die Methodik für alle Bereiche einer Organisation und ebenso für alle Branchen hervorragend eignet. Denn welche Arten von Services und Aufgaben „kanbanisiert" werden, hängt von vom aktuellen Scope ab. Kanban kann also ebenso gut wie es die Softwarenentwicklung und den Betrieb einer IT-Abteilung stützt, im Marketing, im Vertrieb, in der Rechtsabteilung, in HR etc. seinen Dienst tun. Ja, es ist sogar keine Seltenheit, dass wir im Rahmen von Projekten nach und nach mehr Bereiche des Unternehmens mit Kanban versorgen, unterschiedliche Kanban-Systeme miteinander verschalten, wenn sich einmal die Wirksamkeit herumgesprochen hat.
Einen kleinen Unterschied gibt es aber doch noch: während in
IT-Abteilungen eher eine Tendenz zum Methodenstreit angetroffen wird, so ist dies
in anderen Abteilungen von Haus aus eher nachrangig. Der Kanban-Zugang ist in
beiden Fällen relativ leicht aufzugreifen, geht es doch speziell am Beginn
darum, eine Organisation und ihre Mitarbeiter mit sehr viel Respekt für
Bestehendes wieder handlungsfähig zu machen.
Und naturgemäß ist da heutzutage noch ein weiterer kleiner
Unterschied, der Kanban in IT-Abteilungen ausmacht. Wir beschäftigen uns im
sogenannten „Delivery Kanban“ vorwiegend mit der Herstellung bereits
entschiedener Produkte und Services. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht hier
die Flow-Optimierung durch Reduktion von Fehlern und Mängeln aus der
Zusammenarbeit mit internen oder externen Partnern (z.B. Nachbarabteilungen, Zulieferern).
Im Gegensatz dazu ist flussaufwärts in den Geschäftsbereichen mittels
„Discovery Kanban“ eher die Beschäftigung mit dem richtigen Portfoliomix und
der künftigen strategischen Ausrichtung im Vordergrund. Beide Kanban-Exemplare
reichen sich natürlich an den Schnittstellen die Hände. Und haben wir irgendwann
mal IT als Kernkompetenz einer Organisation verstanden, so wird diese
hoffentlich auch im „Up-Stream" ein Wörtchen mitreden.
Was ist beim Umsetzen zu beachten? Welche Fehler sollte man vermeiden?
Vereinfacht auf den Punkt gebracht, sollte man Kanban nicht
auf Zettel an der Wand oder in einem elektronischen Tool reduzieren. Dann würde
man die eigentliche Agenda von Kanban (siehe oben) und natürlich deren
Potentiale links liegen lassen. Zusätzlich tappen Uninformierte immer wieder in
ähnliche Fallen und warten dann wohl heute noch auf erhoffte Effekte. Um diese
zu vermeiden gilt es zumindest die folgenden Punkte zu beachten:- wenn auch evolutionär, bedeutet Kanban immer noch „Change“. Und auch der will sorgfältig vorbereitet und betrieben werden
- die erste Regel, wieder Luft zum Atmen zu bekommen lautet: „Arbeit im System kontrolliert reduzieren“
- Kärtchen am Bord verschieben genügt nicht. Verbesserungspotentiale wollen systematisch aufgespürt und validierbar verfolgt werden
- Verbesserung im eigenen System (z.B. in einem einzelnen Team oder bloß in der IT) ist längerfristig zu wenig. Letztlich macht es nur Sinn, die Verbesserungsschleife end-to-end vom Kunden und wieder zurück zum Kunden (idealerweise: Endkunden!) zu betreiben
- Kanban ist nicht nur Methodik, sondern setzt bei
der Strategie der Organisation, vor allem aber auch dem Wertesystem der
handelnden Personen an. Damit adressieren Sie Leadership auf allen Ebenen und
verankern Change künftig als Kompetenz aller Mitarbeiter
Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, dann kommen Sie doch zu einer
unserer nächsten Veranstaltungen „Kanban Leadership Perspektiven“ mit Confare
GmbH. Der nächste Termin dazu bereits am 26.April
in Wien.
in Wien.
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