Am 27.4.2015 trat zum ersten Mal der Ghezzo-GmbH-Immobilienfachbeirat
zusammen um Trends, Bedürfnisse und Veränderungen der Immobilienbranche zu
diskutieren. Es trafen sich Top-Manager aus allen Bereichen der
österreichischen Immobilienwirtschaft im Sofitel Stephansdom, um zu erörtern,
welche Themen auf meinen Seminaren und Konferenzen gebracht werden sollten. Das Ergebnis des Meetings: Die „Immobiliosi“
stellen sich auf massive Veränderungen ein. Vom Wohnen, Einkaufen, bis hin zum
Arbeiten und zum Freizeitverhalten ändern sich die Gewohnheiten der Menschen
und damit die Anforderungen an Gebäude.
Hochkarätig besetzt war die Diskussionsrunde,
zu der ich eingeladen habe um neue
Seminar- und Konferenzthemen zu identifizieren:
- Gerald Beck, , Geschäftsführer, Raiffeisen evolution project development
- Thomas Doll, Geschäftsführender Direktor – CFO, Conwert Immobilien
- Gregor Drexler, Bereichsvorstand Asset Management, CA Immo Deutschland
- Andreas Holler, Geschäftsführer Projektentwicklung Österreich, Buwog
- Franz Jurkowitsch, Vorstandsvorsitzender, CEO, Warimpex
- Philipp Kaufmann, Präsident, ÖGNI
- Michael Pech, , Vorstandsmitglied, Österreichisches Siedlungswerk Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft
- Herwig Michael Peham, Leitung Investment und Prokurist, EHL Immobilien GmbH
- Georg Spiegelfeld, , Geschäftsführer, Spiegelfeld Immobilien
- Mag. Alexander Wlasto, Partner, EY Österreich
- Silvia Wustinger-Renezeder, Geschäftsführerin, SEG Stadterneuerungs- und Eigentumswohnungs GmbH.
Hier zusammengefasst die Ergebnisse der Diskussion:
Der Megatrend Nachhaltigkeit ist bei weitem
nicht mehr der zentrale Angelpunkt, um den sich die Immobilienwirtschaft dreht.
Philipp Kaufmann von der ÖGNI sieht eine deutliche Verlangsamung im Green and
Blue Segment. Das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen dominiert wieder in
einem Markt, dem es grundsätzlich gut geht, der aber einem massiven
Transformationsprozess entgegengeht.
Veränderungen
im Verhalten und in den Bedürfnissen fordert flexible Immobilien
In fast allen Teilen des Immobilienmarktes
scheint der Flächenbedarf der Menschen zurückzugehen. Kleinere und dafür
leistbare Wohnungen werden in Zukunft mehr nachgefragt. Wohnsituationen, die
sich dem Menschen in seinen Lebensentwicklungen anpassen, sind gefragt. Vom
Singlehaushalt, über die Jungfamilie, vom Patchwork bis zum (teil-)betreuten
Seniorenwohnen verändert sich der Wohnungsbedarf der Menschen. Und sie sind
schneller bereit, die Wohnsituation zu verändern.
Ähnlich verhält es sich beim Arbeiten. Desk
Sharing und Neues Arbeiten sollen nicht nur die MitarbeiterInnen inspirieren
und motivieren, sondern auch den Flächenbedarf der Unternehmen senken. Die
Folgen für den Büroimmobilienmarkt in Wien – der laut Gregor Drexler generell
‚oversized‘ und zu teuer ist – sind
absehbar: Flächen, die nicht zeitgemäß sind, werden nur noch zu Spottpreisen
vermietbar sein. Besprechungszimmer werden dann schnell auch in ein Hotel
ausgelagert, wo neueste Kommunikations- und Präsentationstechnik erwartet wird.
Besonderes Problemkind ist der Einzelhandel.
Quartierentwicklung kann bis zu einem gewissen Grad den Handel wieder beleben.
Intelligente Shopkonzepte können die Attraktivität wieder steigern. Alleine im
Preiskampf ist der Onlinehandel einfach unschlagbar.
Digitalisierung
in der Immobilienbranche
Das die Immobilienbranche in Sachen
Digitalisierung etwas hinterherhinkt, da sind sich alle einig. Kaum eine
Branche hat so wenig Affinität zu Social Media, oder so einen geringen Automatisierungsgrad.
Das birgt einerseits das Risiko, dass Branchenfremde in Markt drängen, wie es
z.B. in der Musikindustrie oder bei Fachzeitschriften schon passiert ist.
Andererseits birgt es auch die Chance ungenützte Potentiale und
Optimierungschancen zu realisieren und die dabei aufkommenden Kinderkrankheiten
ausgelassen zu haben. Dennoch fragen die Immobilienexperten verstärkt nach Apps
für ihre Branche nach: Social Media Plattformen für die
Mietervereinigungen, geeignete
Softwareunterstützung für die
BIM-Planung, Apps für Facility Management und Mängelbehebung sind nur ein Teil
der kreativen Möglichkeiten, wo Digitalisierung in der Immobilienbranche massiv
Einzug halten kann.
Notwendige
Veränderungen
Die Immobilienbranche muss sich all den
gegenwärtigen Veränderungen stellen und sucht Wege damit umzugehen. Das fängt
bei der Finanzierung an, wo Alternativen als Ergänzung zu herkömmlichen
Bankfinanzierung gesucht werden und deswegen auch das Thema Crowdfunding im
Fokus ist. Spannend und für den Erfolg vieler Projekte vor allem im Cross
Border Bereich, bzw. in Ländern wie Russland, ist die Entwicklung des
Zinssatzes und des Euros zu Rubel und Dollar – so Warimpex
Vorstandsvorsitzender Franz Jurkovich.
Veränderungen seien auch bei der
Honorarregelung der Immobilienmakler notwendig. Georg Spiegelfeld schlägt eine
Orientierung an den Systemen des angelsächsischen Raums vor, wo der Verkäufer
den Makler bezahlt.
Die Imagepflege und die Positionierung von
Objekten werden immer wichtiger, bis hin zur Schaffung von Services um den
Mietvertrag unabhängig vom Mietobjekt.
Die größte Herausforderung aber – und da sind
sich alle einig – ist aber der Immobilienbestand. Unattraktive Objekte, kaum
flexibel und in schlechter Lage: Die Portfolios sind voll davon und es gibt
keine Patentrezepte. Jede dieser Bestandsimmobilien braucht ihr individuelles
Konzept, um wettbewerbsfähig zu sein.
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