Zahlreiche Beschäftigte fürchten die Folgen des Digitalen
Wandels? Wie berechtigt sind diese Ängste?
Behauptungen, das Ende der Welt stünde bevor, wenn Computer uns
überflügeln und intelligenter werden als wir, so etwas macht Angst. Sachlich zu
diskutieren ist mit Ängsten leider nicht möglich. Wer unter Flugangst leidet,
dem helfen auch keine Statistiken über Absturzsicherheit von
Passagierflugzeugen. Der Mensch wird sich trotzdem fürchten in ein Flugzeug
einzusteigen. Es nützt auch nichts, die Angst vom Gesetzgeber reglementieren zu
lassen. Das würde wenig bringen, außer, dass es uns unsere freie Gesellschaft kostet. Es sollte uns als Gesellschaft gelingen mit
Kontrollverlust, den Veränderungen, dem Neuen, dem Risiko, und der Unsicherheit
umzugehen. Ansonsten werden wir in Kürze Zeugen von Debatten, die an Ausmaß,
Intensität und Unsachlichkeit weit über das hinausgehen was dienlich ist. Der Philosoph John Searl nutzt den Begriff der DEKLARATION. Eine Deklaration beschreibt die Welt und sie verändert zugleich die Welt. Ich nenne es, frei nach Odo Marquard, eine Philosophie des „Stattdessen“. Eine Deklaration schafft Veränderung, indem sie die Welt so beschreibt, als ob die beabsichtigte Realität bereits eine Tatsache wäre. Auf Deklarationen folgen Gegendeklarationen.
Wir werden in bestimmten Branchen große Veränderungen
erleben. Im gesamten Pflegebereich zum Beispiel. In Deutschland rechnet das
Statistische Bundesamt mit einem Anstieg von Pflegebedürftigen von 2,5
Millionen auf rund 4,5 Millionen für das Jahr 2050. Japan hatte sich bereits in
den frühen 90iger Jahren entschlossen, auf Roboterforschung und Technologie zu
setzen, um den demographischen Wandel entgegenzuwirken. Dort sind bereits
Heberoboter und Vollwaschautomaten für Pflegebedürftige im Einsatz. Speziell in
den Pflegeberufen kommt es bei Arbeitnehmern, durch die teilweise hohe
Kraftbeanspruchung, zu körperlichen Spätfolgen. Dieser Berufsgruppe könnte
damit massiv geholfen werden. Die mechanischen Tätigkeiten übernimmt der
Roboter – der Mensch kontrolliert. Das ist kein Ersatz des Pflegers, sondern
eine Ergänzung. Der seelische, menschliche Austausch wird niemals von einem
Roboter bewerkstelligt werden können. Das werden Maschinen niemals abdecken
können. Da ist menschliche Wärme, der Mensch, die humane Intelligenz gefragt.
Und exakt für dieses Zwischenmenschliche hätte man dann auch viel mehr Zeit.
Es gibt unzählige Berufe, die sich durch Einsatz von
Digitalisierung eine Erleichterung im Job erwarten können. Auch der gesamte
Medizinbereich. Das beginnt in der Verwaltung eines Krankenhauses, geht über
die Ärzteschaft und endet beim Röngtenassistent. Ich durfte neulich beobachten,
welchen Zettelirrsinn Ärzte und Krankenschwestern ausgesetzt sind. Diese
verlorene Zeit könnte viel sinnvoller für den Patienten eingesetzt werden.
Stattdessen werden diese Menschen von Zettelwirtschaft erschlagen. Zynisch formuliert
könnte man sagen, die Zettelwirtschaft hat sich von selbst, oder in sich
totreguliert.
Würde man die Menschen, auch die Politiker gezielt
informieren, über die gesellschaftlichen Vorteile, die intelligente
Digitalisierungskonzepte bieten, wären die Zweifel und Widerstände um ein
Vielfaches geringer. Die Menschen würden in fast jeder Berufsgruppe ihre
persönlichen Chancen zur Optimierung, im good case auch zur Selbstoptimierung
erkennen und bereitwillig an der Veränderung mitwirken. Wie in jeder Systemveränderung
wird es auch jene geben, die den Transformationprozess nicht mitgehen wollen.
Für diese Mitmenschen ist in einer gesunden Demokratie und einem aufrechten
Sozialstaat, der sich massiv von einem Wohlfahrtsstaat abgrenzt, für gewöhnlich
gesorgt. Doch die Anzahl derer wird gering sein, da Digitalisierung auch viele
neue Arbeitsplätze und noch ungeahnte neue Berufe schaffen wird.
Welchen Impact kann man aus dem Bereich der Künstlichen
Intelligenz erwarten? Das ist ein sehr weites Feld. Ich werde versuchen es kurz zu skizzieren. Die Unternehmensberatung McKinsey schätzt, dass sich mit der Automation von Wissen - die Schlüsseltechnologie dazu ist Künstliche Intelligenz (KI) - 9 Billionen Dollar bis 2025 verdienen lassen. Mit Robotik, die ohne KI nur ein Haufen Blech wäre, weitere 6 Billionen und mit selbst fahrenden Autos weitere 4 Billionen Dollar.
Wir befinden uns derzeit im Bereich der schwachen künstlichen Intelligenz. Dazu zählt der gesamte Bereich von Big Data. Big Data sind dumme Daten. Computer können Daten sammeln, Muster erkennen, die Menschen bei der Analyse nicht sehen können, doch diese Computer sind derzeit nicht in der Lage, Daten aus unterschiedlichen Quellen miteinander zu vergleichen, oder komplexe, menschliche Verhaltensweisen zu interpretieren. Zu wirklich nützlichen Erkenntnissen kommen nur menschliche Analysen, oder eben superintelligente Computer (starke KI), die es bis dato jedoch nur in Science Fiction Movies gibt.
Über eine mögliche, gesellschaftliche Veränderung durch superintelligente Computer werden sich die Menschen erst im 22. Jahrhundert Gedanken machen müssen. Superintelligenz beruht auf einem inneren Motor und dem totalen Nutzenmaximieren. So ein System, dass die Analyse seiner Umwelt immer weiter optimiert und die Repräsentation dieser Optimierung als Grundlage weiterer Optimierung nennt, agiert als Superoptimierer. Dafür braucht es komplett neue Computer, also Hardware. Derzeit agieren wir mit unseren Rechnern im Terabereich. Um starke KI zu erwirken braucht es Maschinen, im Petabereich (1 mit 15-Nullen) und darüber hinaus. Im Vergleich: bislang ist kein Computer weltweit mit höherer Speicherkapazität ausgestattet, als das Gehirn eines Kleinkindes (das kindliche Gehirn agiert im Petabereiche). Wir haben also kein Software, sondern ein Hardwareproblem. Der Quellcode für starke KI wird im Rückblick sehr einfach sein - nur ein paar simple Prinzipien. Jedes Kind wird solche Systeme einsetzen können.
KI ist also keineswegs der Versuch die menschliche Intelligenz nachzubauen, nur deren Flexibilität, Leistungsfähigkeit bei der Problemlösung ist für diesen Ansatz relevant. Ein Anthropozentrisches Konzept von Intelligenz interessiert Maschinen nicht. Anthropozentrisch bedeutet, dass sich der Mensch selbst als den Mittelpunkt der weltlichen Realität versteht. Dennoch stellen wir heute jene Weichen, wie wir als Menschheit in Zukunft mit diesen neuen Technologien umgehen wollen. Darin liegt die Verantwortung unserer Generation, für alle nächsten Generationen.
Welche Auswirkungen gibt es für unsere Arbeitswelten?
Technologie soll uns helfen, unsere Umwelt schneller zu verstehen und auch berechenbar zu machen. Menschen und andere Lebewesen interessieren sich vor allem für die, mit denen sie zusammenarbeiten, oder im Wettbewerb treten können. Politiker interessieren sich vermehrt für andere Politiker, dann erst für den Wähler. Kinder interessieren sich für andere Kinder gleichen Alters. Superkluge, künstliche Intelligenzen werden sich für andere superkluge, künstliche Intelligenzen interessieren. So wie Menschen zunächst an anderen Menschen interessiert sind und nicht an Ameisen.
Den Büroalltag werden uns Produkte mit Sensorentechnik
vereinfachen. Wir werden in green-tech buildings, in energieautarken
Ecosystemen arbeiten und auch wohnen. Roboter, nicht Menschen werden in
Katastrophengebieten zum Einsatz kommen. Wir werden mit Hilfe von Maschinen
bessere Materialien erfinden und unentdeckte Grenzen erkunden. In der Medizin
wird es in allen Bereichen neue Hard- und Software geben. Die Auto- und
Energieindustrie wird sich neu konsolidieren. Vielleicht erleben wir sogar
Megafusionen. Wir werden diese Maschinen nicht nur nutzen, wir werden mit ihnen
zusammenarbeiten. Die Werbeindustrie wird uns mit Werbung für die Nerven, also für
das rationale Handeln die Informationen liefern. Die Firma Clarifi aus NY
errechnet heute schon den idealen Zeitpunkt für die Aufmerksamkeit und die
Kaufbereitschaft von Kunden. Durch Targeting mit sensorischen Eigenschaften
gekoppelt, können Werber die Gefühle von Konsumenten nahezu organisch
stimulieren und die Gefühlslagen mit Geräuschen und Vibration verändern. Es
gibt noch unzählige andere Beispiele.Technologie soll uns helfen, unsere Umwelt schneller zu verstehen und auch berechenbar zu machen. Menschen und andere Lebewesen interessieren sich vor allem für die, mit denen sie zusammenarbeiten, oder im Wettbewerb treten können. Politiker interessieren sich vermehrt für andere Politiker, dann erst für den Wähler. Kinder interessieren sich für andere Kinder gleichen Alters. Superkluge, künstliche Intelligenzen werden sich für andere superkluge, künstliche Intelligenzen interessieren. So wie Menschen zunächst an anderen Menschen interessiert sind und nicht an Ameisen.
Wie kann man die Menschen unterstützen, bei diesem Wandel nicht unter die Räder zu kommen?
Stephen Hawking sagte einmal bei einem Vortrag: würde eine überlegene außerirdische Zivilisation die Botschaft senden: „wir werden in wenigen Jahrzehnten ankommen!“ - würden wir dann einfach antworten: "okay, sag uns Bescheid, wir lassen dann mal das Licht an." Vermutlich nicht. Wir würden uns vorbereiten - und das in der Gemeinschaft. Wenn eine superintelligente Maschine je existieren sollte, dann wären die Implikationen für die Menschheit immens. Selbst wenn nur eine sehr geringe Chance besteht, dass derartige Maschinen in absehbarer Zeit entwickelt werden könnten, ist es wichtig, dass wir anfangen, ernsthaft über die Natur und die Implikationen nachzudenken. Deklarationen, Gesetze und Regeln unseres Zusammenlebens könnten als Marktmechanismen nachgebildet werden und auch umgeformt werden. Politik wird so direkt in Ökonomie umgesetzt. Fehlt es der Politik an Wirkungskraft, banalisiert sie sich auf Dauer selbst und schafft sich im worst case sogar ab. Der Zugewinn an Freiheit und Effizienz wäre dann dahin. Shane Legg, der Gründer von Deep Mind entwickelte ethische Zielfunktionen, um bestimmten ungewünschten Tendenzen entgegenzuwirken. Er empfiehlt jeder Regierung, es in den Verfassungen festzuschreiben. Künstliche Intelligenz, sollte staatlich beaufsichtigt werden, wie Atomkraft, um sich optimal zum Wohle aller nutzen zu lassen:
Hier einige Ansätze aus dieser ETHISCHEN ZIELFUNKTION:
• die
Menschenwürde muss auf die persönlichen Daten erweitert werden. • Grundrechte für Datensubjekte
• Verkauf persönlicher Daten an Dritte ist zu verbieten, oder es müssen entsprechende Gegenleistungen geboten werden.
• Die Privatsphäre muss unantastbar und sensorfrei bleiben, es sei denn diesem Datenabgriff wird explizit zugestimmt.
• es müssen internationale Algorithmenabkommen geschlossen werden, die ausländischen Organisationen den Zugriff auf persönliche Daten nur aufgrund von expliziten Gesetzen, Beschlüssen, Verträgen gestattet.
• der Export von Spähsoftware muss verboten werden.
• KI Forscher müssen sich der Verantwortung bewusst sein, die eigene Geschichte verstehen und Aufklärungsarbeit leisten.
• Aufklärung über Daten gehört in den Schulunterricht.
• die Sensibilität der gesamten Bevölkerung zum Thema muss erhöht werden.
• zivile Organisationen sollten sich die technologische Revolution nicht jenen überlassen, denen die Demokratie egal ist, oder die sie als Hemmnis beachten.
• und das aller Wichtigste! Eine nichtstaatliche Organisation muss dieses Thema anpacken und auf die Agenda setzen.
Zusammengefasst kann man sagen, die wertvollsten
Unternehmungen der Zukunft interessiert es nicht, welche Aufgaben ein Computer
allein übernehmen kann, sondern wie Computer die Menschen bei der Durchführung
schwieriger Aufgaben unterstützen. Künstliche Intelligenz wird sich niemals
über Human Intelligenz erheben können.
#Digitalize 2016 - Industrial Innovation findet am 14.
November 2016 in Linz statt und bietet Perspektiven und Potentiale des
Digitalen Wandels für die österreichische Industrie.Die Plattform für Österreichs Industrieprofi s zu gestalten - Innovation. Märkte, Kunden, Prozesse – Österreichs Industrie fit machen für die Herausforderungen des Digitalen Business. Anmeldung und Details finden Sie auf www.confare.at
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