Dipl.-Ing. Georg Lux ist Architekt und Entwickler der WienerKomfort-Fenster Systemlösungen. Ausgehend vom Thema Passivhaus beschäftigt er sich seit 2008 in diversen Forschungsprojekten mit der Problemstellung einer umfassenden thermischen Sanierung und Aufwertung von Gebäuden der Wiener Gründerzeit.
Wir haben ihn zu der allgemeinen Lage des Sanierungswesens, zum Energieeffizienzgesetz und zu den nächsten Innovationen bei Fenstern befragt.
Sanierungen sind teuer und gerade in Zeiten wo öffentliche Hand und auch private Eigentümer eher den Sparstift ansetzen, sind viele Bauherrn eher zurückhaltend. Auch das MRG fördert nicht gerade den Sanierungswillen von Immobilienbesitzern. Wie erleben Sie gerade den Revitalisierungs- und Sanierungsmarkt?
Es stimmt, die Rahmenbedingungen für die thermische Sanierung sind nicht gerade optimal. Das ist auch an der erschreckend geringen Sanierungsrate von ca. 1% abzulesen. Trotzdem sehen wir im Bereich des Wohnungs- und Hauseigentums die Bereitschaft für Wertsteigerung und Komfortgewinn zu investieren. Diese Bereitschaft setzt allerdings langfristiges und strategisches Denken voraus.
Im Mietbereich sind unsere Kunden tendenziell Menschen, die einen Leidensdruck in Hinblick auf Schallschutz oder fehlenden Komfort haben und die Förderung durch den Sanierungsscheck 2015 in Anspruch nehmen. Eine großflächige Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen durch die Vermieter unterbleibt allerdings weil sie unter den derzeitigen Rahmenbedingungen des MRG wirtschaftlich nicht darstellbar sind. Die vorhandenen Budgets reichen oft nur für die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen. Der Gesetzgeber ist also gefordert Kriterien wie Schallschutz, Komfort und Wärmedämmung bzw. Energiekosten in die Mietpreisbildung zu integrieren und ein Anreizsystem für die thermische Sanierung zu schaffen.
Was sind die Herausforderungen denen Sie in der Praxis begegnen?
Die größte Herausforderung ist, das Potenzial und die Möglichkeiten des Kastenfensters publik zu machen. Kastenfenster sind technisch gesehen die richtige Antwort für den Fenstereinbau in ungedämmte Wände. Bei Modernisierung mit unserem System erreichen sie den Dämmstandard eines Neufensters. Die "marktüblichen" Sanierungsmaßnahmen Fenstertausch und Einfräsen von Dichtungsprofilen kommen in Hinblick auf Komfort und Wärmedämmung bei weitem nicht an unsere Systemlösung heran. Interessante Aufgaben ergeben sich natürlich auch in denkmalgeschützten Objekten. Eine weitere Herausforderung ist die große Palette an Ausführungsvarianten, Fensterteilungen und Formaten. Hier gelingt es uns die gesamte Palette bis zu Balkontür abzudecken.
Im Altbau ist Schallschutz immer ein Thema. Haben Sie Tipps?
Mangelnder Schallschutz ist im innerstädtischen Bereich ein wichtiges Thema auch in Hinblick auf die Verwertbarkeit von Immobilien. Das Kastenfenster hat hier ein riesiges Potential weil die beiden hintereinander liegenden Fensterebenen additiv wirken und schon die Aufrüstung einer Fensterebene für einen hervorragenden Lärmschutz ausreicht. Diesen subjektiven Eindruck haben auch unsere Bauphysiker bestätigt: Das WienerKomfortFenster erreicht in der Standardausführung einen Schallschutz von ca. 45dB wovon 12dB auf das bestehende Aussenfenster und 33dB auf die neue Innenfensterebe entfallen. Bei Verwendung von Schallschutzgläser ist mit geringem Aufwand eine zusätzliche Steigerung möglich. Einen hohen Stellenwert haben in diesem Zusammenhang die beiden Dichtungsebenen und die justierbaren Beschläge sowie der richtige Einbau der Flankenübertragung im Anschlussbereich des Fensters vermindert.
Spüren Sie schon Auswirkungen des Energieeffizienzgesetzes? Regt es zu Sanierungsmaßnahmen an?
Ich persönlich finde die Ziele des Energieeffizienz bis 2020 um 20% verbessern sehr spannend und ambitioniert. Immerhin entspricht die einzusparende Energiemenge von ca. 50 Petajoule der Energieproduktion von 14 Donaukraftwerken. Da neben den Energieversorgern und Großfirmen auch der Bund über die Bundesimmobiliengesellschaft diesen Zielen verpflichtet ist werden sich wohl auch Auswirkungen auf die Sanierungsrate und Impule für die Immobilienwirtschaft ergeben. Wir werden im Bereich der Gründerzeitimmobilien dazu gerne unseren Beitrag leisten. Immerhin sind die Kastenfenster eine Schlüsselkomponente der thermischen Sanierung.
Wie viel Innovation braucht ein Kastenfenster und wer braucht überhaupt noch Kastenfenster?
Die Problematik der Erhaltung von Kastenfenstern stellt sich insbesondere in Schutzzonen nach der Wiener Bauordnung sowie in denkmalgeschützten Gebäuden. Kastenfenster sind mit den zwei Fensterebenen und dem dazwischen liegenden Pufferraum eigentlich ein aktuelles Konzept. Moderne Hochhäuser sind durchgehend mit 2-schaligen Glasfassaden ausgestattet weil sonst die klimatischen Probleme nicht in den Griff zu kriegen sind. Was dem Kastenfenster fehlt ist die moderne Technologie in Form von Wärmeschutzverglasung, Dichtungsmaterialien und Beschlagstechnik. Wichtig ist dass die Modernisierung in einer bauphysikalisch geprüften Weise durchgeführt wird das sonst substanzielle Schäden drohen. Das neu entwickelte Sanierungssystem konzentriert die Modernisierung auf ein Bauteil, nämlich die Innenfensterebene. Dadurch gelingt es die Substanz des Fensters weitgehend zu erhalten und die Fassade nicht zu stören. Unser Anspruch ist die denkmalschützerischen Anforderungen mit modernem Wohnkomfort zu verbinden und eine substantielle Aufwertung zu erreichen.
Apropos Innovation: Was hält die Zukunft des Fensterbaus für uns bereit?
Der Trend in Richtung Energieeffizienz wird aus meiner Sicht weitergehen. Richtige Innovationen sind derzeit aber nicht absehbar. Der Einsatz von Vakuumverglasung könnte ein Thema werden. Technologische Fortschritte finden derzeit im ostasiatischen Raum statt. Von europäischen Produzenten ist derzeit wenig zu hören. Die fortschreitende (Heim)Automatisierung wird in Bezug auf Sonnenschutz und Jalousiensteuerung wahrscheinlich auch das Kastenfenster erreichen. Hier ergeben sich sowohl energetische und Komfortaspekte. Ein weiteres Thema in Hinblick auf Gesundheit und Komfort ist die Integration einer Frischluftzufuhr bzw. Wohnraumlüftung in das Fenster. Im Neubaubereich sind schon einige Systeme am Markt.
Georg Lux wird bei der best(and)IMMO über Aufwertung von Altbauwohnungen zu Luxusimmobilien durch Fensterrevitalisierung sprechen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen